Review Letzte Instanz – Wir sind Gold

  • Label: Drakkar
  • Veröffentlicht: 2007
  • Spielart: Rock

Bei der LETZTEN INSTANZ ist es ja nicht gerade alltäglich, zwei Alben mit demselben Aufgebot aufzunehmen. Jetzt hat es tatsächlich mal geklappt, die sieben Jungs aus Bayern, Sachsen und Berlin haben nach „Ins Licht“ nun auch „Wir sind Gold“ unverändert überstanden. So dürfte es auch wenig verwunderlich sein, dass man den 2006 eingeschlagenen Stil unbeirrt fortführt. Das heißt für die alten Fans, die mit dem Vorgänger wenig anfangen konnten, dass es auch in diesem Jahr problematisch für sie wird.

Die Attribute „Mittelalter“, „Folk“ und „Gothic“ gibt es anno 2007 von der LETZTEN INSTANZ so gut wie gar nicht mehr, und wenn dann nur im Hintergrund – „Wir sind Gold“ ist ein Rockalbum mit einiger Abwechslung. Stimmungsmäßig schwankt man ständig zwischen den getragenen, melancholischen Liedern und den beschwingten und fröhlichen Tracks, und ab und an schleicht sich auch ein potentieller Clubhit wie „Maskenball“ ein. Die Riffs sind meist relativ simpel und etwas neumetallisch tiefer gestimmt, dazu kommen wie gewohnt Streicherklänge, typische Trademarks werden also beibehalten, wenn auch mehr im Hintergrund als bisher. Man könnte auch sagen, die Geige agiert songdienlicher als bisher und übernimmt kaum mehr die Führungsrolle.
Die Geister werden sich auch in Zukunft an Neusänger Holly scheiden, der ganz einfach völlig anders als sein Vorgänger klingt und als Eric Fish-Double durchgehen könnte, was dem gesamten Klang der Band eine komplett andere Stimmung verleiht.

Einfach vergleichen kann man den Umbruch in der Band für sich mit „Jeden Abend“, einer lyrischen Fortsetzung von „Jeden Morgen“. Sowohl textlich, instrumental, gesanglich als auch atmosphärisch liegen beinahe Welten. Auch wenn die LETZTE INSTANZ weiterhin keine fröhlich klingende Band ist, die bedrückende und melancholische Note von früher haben sie inzwischen verloren und können daran nicht mehr wirklich anschließen. Das ist deshalb schade, weil gerade das einer der großen Vorzüge der Band war.
Lieder wie der treibende Opener „Du und ich“, das emotionsgeladene „Wir sind allein“ oder düster-groovende und hartrockende „Sie kommen“ sind definitiv groß, aber oftmals wirkt vieles auf dem Album wenig tiefgehend und nicht ausreichend ausgefeilt. Manche Riffs, wie etwa das bei „Worte brennen gut“ missfallen dagegen sogar. Ob die fehlende Tiefgängigkeit mit der Art des Songwritings – der Großteil des Albums wurde im Tourbus geschrieben – zusammenhängt, darüber mag ich nicht zu urteilen.

„Wir sind Gold“ wird polarisieren. Es gibt sowohl die Fraktion, die die Scheibe als Meisterwerk preist als auch die, von der es als gewöhnliche Rockmusik ohne Seele abgetan wird. Wie gewohnt neigen beide Extreme zur Übertreibung, die Wahrheit liegt mal wieder irgendwo dazwischen und über dem Durchschnitt. Eine seltsame Formkurve nahm das Album bei mir, gefiel es nach den ersten beiden Durchläufen noch ziemlich gut, fiel es in der Folge relativ stark ab um danach wieder langsam zu wachsen. Ob das anderen auch so gehen mag, kann ich nicht behaupten. „Wir sind Gold“ ist schwer einzuschätzen und man weiß oft selbst nicht, was man davon hält. Es glänzt eben nicht alles, was Gold ist.

Wertung: 6 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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