Review L’Homme Absurde – Sleepless

Der große Hype um den Post-Black-Metal ist eigentlich schon längst ein Ding der Vergangenheit. Dennoch gibt es immer wieder neue Nachzügler, die von der Mischung aus kratzigem Schreigesang, intensivem Drumming und luftigen Post-Rock-Einsprengseln einfach nicht genug bekommen. Zu diesen Spätberufenen zählen auch die Russen L’HOMME ABSURDE, die mit „Sleepless“ zum zweiten Mal ein Full-Length-Album herausgebracht haben. Neben einer Verfeinerung des auf ihrem Debüt „Monsters“ dargebotenen Stils sollen nun zusätzlich die Hardcore-Einflüsse der fünfköpfigen Band deutlicher zu Tage treten. Frischen Wind für das Genre, das seine Blütezeit bereits hinter sich hat, sollte man hier schon mal nicht erwarten.

Selbstverständlich muss eine Band nicht unbedingt einen komplett neuartigen Musikstil erfinden, um in der kaum überschaubaren Musiklandschaft von Relevanz zu sein. Gerade im Black Metal fahren viele Interpreten sehr gut damit, bereits Bekanntes allenfalls mit einem dezent eigenen Anstrich zu reproduzieren. In gewisser Weise tun L’HOMME ABSURDE dies anfangs sogar noch: Bösartiges Riffing wie es die Russen auf dem Opener „Cleansing The Temple“ einsetzen, hört man von ihren Kollegen, die oftmals eher dem Post-Rock als dem Black Metal zugetan sind, nicht gerade oft.

Trotz dieses passablen Einstiegs macht sich sogar noch im ersten Track allzu bald Enttäuschung breit: L’HOMME ABSURDE haben als Musikschaffende bedauerlicherweise rein gar nichts zu bieten, das andere vor ihnen nicht schon besser gemacht hätten. Das Screaming auf „Sleepless“ ist ausdruckslos und eindimensional, die Musik trotz einiger Breaks furchtbar eintönig und um die angebliche Hardcore-Punk-Attitüde herauszuhören, benötigt man einiges an Fantasie.

Als unausweichliche Konsequenz prägen sich die Tracks nahezu gar nicht ein – allenfalls die hellen Gitarrentöne in Verbindung mit dem rasanten Schlagzeugspiel auf „Moments In Coma“ und die lässig-friedliche Clean-Passage auf „Insult To Injury“. Im Gegensatz zu der emotionalen Achterbahnfahrt, die man etwa auf Deafheavens „Sunbather“ oder auf Thränenkinds „King Apathy“ zu spüren bekam, lassen L’HOMME ABSURDE den Hörer auf „Sleepless“ innerlich gänzlich kalt. Da hilft auch nicht die an sich akzeptable Produktion, die weder zu schroff noch zu geglättet klingt und somit den wohl am wenigsten problematischen Aspekt der Platte darstellt.

Grundsätzlich begehen L’HOMME ABSURDE auf ihrem 40 Minuten langen Zweitwerk keine unverzeihlichen Fehler – alle Bandmitglieder beherrschen ihre Instrumente in ausreichendem Maß und auch am Sound würde das Album nicht scheitern. Das einzige künstlerische Vergehen, dessen sich die russischen Post-Black-Metaller schuldig machen, ist die Vorhersehbarkeit, die das allzu stereotypische Schaffen des Quintetts kennzeichnet. Leider wiegt gerade dieser Schwachpunkt im konkreten Fall so schwer, dass man zu „Sleepless“ schlichtweg nicht den innigen Bezug herstellen kann wie zu den Schlüsselwerken des Genres. Wer Black Metal, Post-Rock und Hardcore stimmig gemixt haben möchte, sollte sich lieber an Ancst oder Harakiri For The Sky halten.

Wertung: 3.5 / 10

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