Review Lifeforms – Multidimensional

LIFEFORMS? Progressive Metal & Djent? Ernsthaft? Nicht doch eher Metalcore? Nun, diese Frage lässt sich schnell beantworten: Was waren das nochmal für Bands, die ständing hirnlose Leersaiten-Riffs aneinander reihen und Gitarren so sehr überproduzieren lassen, dass es wehtut? Achso, stimmt: Das machen natürlich nur Progressive-Bands. Bis zum Abwinken getriggerte Drums, digitalisierte Gitarrenriffs, ein Sound, der einen erschlägt, getoppt von einem ziellos herumbrüllenden Frontmann? Klar, im Progressive-Sektor können das nur Opeth besser.

Nein, also jetzt mal ernsthaft: „Multidimensional“ ist eine Deathcore-Platte, wie sie tumber nicht sein könnte. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass LIFEFORMS sich als originelle „Djent“-Band inszenieren wollen, indem sie ihre sinnentleerten Stakkato-Massaker mit zumeist dissonanten, hohen und mit Hall versehen Single-Note-Gitarren aufpeppen. Beispiel gefällig, wie es auf „Multidimensional“ zugeht? Okay: Der Titeltrack besteht aus einem primitiven Zwei-Akkord-Riff (Zweiter Bund-Leersaite), besagten Djent-Riffs, einem Breakdown, der sich ewig hinzieht und einem weiteren Breakdown, der direkt auf den ersten folgt. Macht zusammen: Die perfekten Zutaten für überflüssigen Deathcore. Bezeichnenderweise setzt sich „Illogical“ mit quasi dem selben Riff fort, mit dem „Multidimensional“ endete.
Man hat das Gefühl, es mit einem einzigen, maximal dumpfen Riff zu tun zu haben, sozusagen Emmure in der Potenz – aber vielleicht ist das ja auch der zeitgemäße Deathcore im Jahre 2013. Bei so viel Stumpfsinn machen auch die unmotivierten Lead-Klimpereien absolut gar nichts mehr her. Ein Lied wie „The Ones“ tut bis zum omnipotenten Djent-Interlude einfach nur weh, und Letzteres lindert den Schmerz auch bloß, anstatt Hörspaß zu kreieren.
All das, was bisher kam, verstört noch mehr, wenn man sich „Reflections II“, immerhin Track sieben der Platte, anhört und erstaunt feststellt: „Sie können es doch.“ Mit einer Mischung aus (melodischen) Synthesizern und bretzelnden Gitarren wird hier Stimmung erzeugt, auch die Rhythmen gehen ausnahmsweise mal nach vorne und nicht nur nach unten oder oben und passend dazu variiert die ansonsten monoton drauflosgrunzende Frontröhre Howie auch mal im Gesang. Im Refrain gibts sogar (stimmungsvollen) Clean-Gesang zu hören. Insgesamt hat man es also mit einem recht coolen Lied zu tun. Von der Sorte gibts zum Abschluss mit „Interlude“ und dem darauf folgenden Abschluss „Home“ noch zwei weitere, in denen die Mischung aus musikalischer Gewalt, Variation und Melodie stimmt.

Das bringt einen allerdings noch mehr auf die Palme: Warum muss man sich bei über 50 % der Lieder auf dieser übrigens nur knapp 30 Minuten langen Platte vor lauter primitivem Geholze mit Oropax unter der Bettdecke verkriechen, während die Band in den anderen 50 % fast durchgehend beweist, dass sie die Gattung der hörbaren Musik auch zu bedienen weiß? Nun, es ist vermutlich einfach nicht brutal genug, kickboxen lässt sich zu schlechtem Metalcore immer noch am Besten.

Wertung: 5 / 10

Publiziert am von Pascal Stieler

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