Review Lord Mantis – Perverter

(Sludge / Black Metal / Doom) Manchmal hat man es als Rezensent schon nicht leicht: Da kommt eine CD daher, die vom Artwork her überhaupt nicht zu gefallen weiß und auch hinsichtlich der weiteren Merkmale wie Bandname, Songtiteln etc.pp. vermuten lässt, es stünden hier eher unerfreuliche Minuten denn echter Hörgenuss bevor, und dann wird man derart überrascht, dass man die im Kopf schon vorbereitete Verriss-Einleitung gleich mal gänzlich über den Haufen werfen kann. Schade eigentlich… böte sich das Klischee der schlechten US-Black-Metal-Band doch an, weiter darauf herumzureiten.

Denn was die Amerikaner LORD MANTIS hier abliefern, ist ein mehr als unterhaltsames Album, welches mich zunächst an Black-Thrash denken lässt, bevor mir klar wird, dass man es hier mit Sludge-Black-Metal zu tun hat. Die musikalische Überschneidung ist tatsächlich überraschend, rotzen doch auch LORD MANTIS groovende Riffs mit jede Menge Fuck-Off-Attitüde heraus. Betrachtet man die Musik jedoch aus dem anderen Genre-Blickwinkel, erklären sich die für Black-Thrash deutlich zu komplexen Strukturen oder die viel „zu extrermen“ Vokals wie von selbst.Und auch das mit dem Klischee, dass Amerikaner keinen truen Black Metal machen können, stimmt wieder, ist LORD MANTIS dem entsprechend ja auch kein Black Metal im traditionellen Sinne…Was die Band hier präsentiert, ist aus gerade deshalb einzigartig – habe ich doch selten eine Band so oldschool klingen hören, ohne, dass sie dies ansatzweise wäre: Mit einem modernen Artwork, unter anderem Band- und Albumnamen und vielleicht noch mit anderen Songtiteln hätte „Pervertor“ auch als äußerst zeitgemäßes Sludge-Album Aufsehen erregen können… zumal das Werk musikalisch nicht nur vielseitig und ausgearbeitet, sondern auch atmosphärisch so dicht wie düster ist.

Was LORD MANTIS dazu bewogen hat, ihre Musik durch die zusätzlichen Aspekte wie Artwork und Titel in eine Ecke zu drängen, in die es musikalisch zumindest meines Erachtens nach garnicht so richtig hineinpassen will, ist mir ein Rätsel. So oder so kann jedoch, wer sich davon nicht abschrecken lässt, in „Pervertor“ ein in sich stimmiges, äußerst gelungenes Album entdecken, welches nicht zuletzt für Fans der deutschen Sludge-Doomer Valborg und Konsorten von Interesse sein könnte…

Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert