LUJURIA aus Spanien legen mit “El Poder Del Deseo” ihr nun bereits fünftes Studioalbum vor. Doch was wird uns hier geboten? Auf den ersten Blick ist es einheitlicher Melodic Metal mit Double Bass unterlegt und einer spanischen Gesangsstimme. Aber so einfach ist es dann doch nicht.
Erstens mal ist der Gesang nicht gerade üblich für diese Sorte Metal, denn er wirkt recht kernig und hat dazu einen rauen Grundton. Also schon mal positiv anzumerken, dass wir es hier nicht mit einer Kastratenstimme zu tun haben. Überdies hab ich mich auch ungewöhnlich schnell an die spanischen Vocals gewöhnt.
Der Großteil der Songs ist ziemlich eingängig, man findet als recht schnell zu den Stücken, wenn gleichzeitig auch der Überraschungseffekt etwas auf der Strecke bleibt. Doch langweilen will der Stoff nicht, dafür ist es immer noch zu gut gemacht. Klar müssen sich Lujuria auch vorwerfen, nur ein weiteres „Melodic-Doublebass-tralala“-Plagiat zu sein, da kommen sie nicht ganz drum rum. Aber ich denke, hier sollte auch gar nichts neues geschaffen werden, und von der Masse kann sich dieses Werk wohlwollend abhebeben.
Stur einem Schema gefolgt wird aber hier nicht, Abwechslung bieten zum Beispiel Tracks wie „Dejad que los ninos se acerquen a mi“ (die spinnen, die Spanier…), das mit einem mörderischen Groove aufwartet oder Midtempo-Brecher wie das starke „Priapo (El canon humano)“, die sogar gänzlich ohne Double Bass in Hintergrund auskommen. Dazu gibt’s mit „Cadena perpetua lejos de ti“ auch die erste Ballade der Bandgeschichte, und die selbst ist so gar nicht kitschig.
Im exquisiten „Solo son rosas“ hat mit der ehemaligen Dark Moor Sängerin Elisa der einzige weibliche Gesangspart des Albums seinen Auftritt. Weitere Gastvocalisten sind Angel von Tierra Santa, Fernando Pleite von Siddharte und Silver von Silver Fist.
Als etwas nervig erweisen sich streckenweise die zu weit in den Vordergrund gesetzten Keyboardspielereien, vor allem bei Track Nummer 2 (den Teufel wird ich tun und den Titel hier nochmal schreiben), wo das schon sehr nervig ist.
Giterre/Keyboard Duelle sind auch keine wirklich neue Idee – manchmal werden sie gut umgesetzt, hier allerdings gehen sie mit der Zeit auch eher auf den Geist. Gut gelungen sind hingegen die Gitarrensoli.
Eine nette Idee hat man sich auch bei den Tracks „Mozart y Salieri“ und „Levantate y Anda“ einfallen lassen. im ersten Track werden Melodien von Mozart und dem italienischen Komponisten Salieri eingebaut, beim zweiten werden ein gewisser Lavantate und der Schweizer Pianist Anda gegenüber gestellt. Coole Idee, gut umgesetzt!
Insgesamt gesehen also ein Album, dass aus dem Sumpf der Melodic Metal Veröffentlichungen herausragt und nicht zuletzt durch Abwechslung und frische Ideen überzeugen kann. Allen Fans von gutem Heavy Metal sei also ans Herz gelegt, Lujuria eine faire Chance zu geben.
Wertung: 7.5 / 10