Review Lysithea – Star-Crossed

  • Label: Rain Without End
  • Veröffentlicht: 2019
  • Spielart: Doom Metal

Die Wege der Musikindustrie sind wahrlich unergründlich. Manchen Bands gelingt es innerhalb kürzester Zeit, eine ansehnliche Hörerschaft um sich zu versammeln, andere Projekte bleiben hingegen auf ewig weitgehend unentdeckt. Der neuseeländische Musiker Mike Lamb hat beides bereits erlebt. Während seine 2015 gegründete Melodic-Black-Metal-Band Sojourner im Underground nach gerade mal zwei Alben beträchtliche Wellen geschlagen hat, wird sein Death/Doom-Projekt LYSITHEA wohl nur den wenigsten ein Begriff sein – obwohl die ehemalige Ein-Mann-Band schon einige Jahre mehr auf dem Buckel hat. „Star-Crossed“ ist bereits das vierte Album des Duos, das sich aus Lamb und seinem Sojourner-Kollegen Mike Wilson zusammensetzt, welcher in dem ursprünglich rein instrumentalen Projekt seit dem zweiten Album für den Gesang und einen Teil der Instrumente zuständig ist.

Ihren Hang zum melodischen, der den markanten Sound von Sojourner auszeichnet, leben Lamb und Wilson auch in LYSITHEA aus. Die beiden setzen auf „Star-Crossed“ demnach nicht auf dröhnende Dissonanzen oder lässige, staubtrockene Grooves, sondern in erster Linie auf tieftraurige, langgezogene Leadmelodien, die eine gewisse schwermütige Erhabenheit ausstrahlen. Zwar nehmen manche der Tracks mitunter sogar ziemlich an Fahrt auf, wie zum Beispiel das schwungvoll stampfende „Away“ oder der abschließende Zwölfminüter „Fever Dream“ mit seinem überraschenden Blast-Beat-Ausbruch, doch es überwiegen die langsam vor sich hinfließenden Arrangements.

Trotzdem kommt hier keine Langeweile auf, da LYSITHEA ihre Songs stets mit einem angemessenen Maß an Abwechslung versehen, sodass sich die zum Teil sogar ziemlich eingängigen Melodien nie zu oft wiederholen oder zu lange hinziehen. Die dichte Atmosphäre, die in dem ansprechenden Artwork gekonnt visuell umgesetzt wurde, stützt sich nicht bloß auf die bereits erwähnten Lead-Melodien, sondern oftmals auch auf filigrane Clean-Gitarren und sphärische Keyboardspuren, die im Zusammenspiel wie die Vertonung einer sternenklaren Nacht klingen.

Wie hervorragend sich die Neuseeländer darauf verstehen, mit ihren Kompositionen eine bestimmte Stimmung einzufangen und damit an die Empathie ihrer Zuhörer zu appellieren, zeigt sich vor allem in dem gut vierminütigen Instrumental „Celeste“, das mit seinem verhallenden Piano und seinen tristen Gitarrenmelodien pure Einsamkeit und Schwermut wiedergibt. Die tadellose, perfekt abgemischte Produktion ermöglicht darüber hinaus ein ungetrübtes Hörerlebnis. Suchte man nach etwas, das man LYSITHEA zum Vorwurf machen könnte, dann wären es am ehesten noch die bisweilen etwas zu gezwungen hervorgepressten Growls und der gelegentliche, dezente Anflug von Kitsch in manchen der Melodien.

Auf „Star-Crossed“ beweisen LYSITHEA, dass sie sich vieler Stärken, die Sojourner zum Erfolg geführt haben, ebenfalls rühmen dürfen. Die Songs sind klar strukturiert, prägen sich schnell ein und bestechen mit einer einwandfreien Produktion, ohne einen allzu unscheinbaren oder banalen Eindruck zu machen. Unter den besonders peniblen Hörern mögen sich manche vielleicht an den etwas gezwungenen Vocals und den bisweilen eine Spur zu gefühlsduseligen Arrangements stören, doch in der Gesamtschau handelt es sich dabei im Grunde bloß um unbedeutende Kleinigkeiten. Ihrer schwarzmetallischen Bruder-Band stehen LYSITHEA in Sachen Qualität somit in nichts nach, sodass Fans von melodiösem Death/Doom hier bedenkenlos zugreifen können.

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Wertung: 8 / 10

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