Review Manic Movement – Thousand Sufferings

Holländer nehmen Drogen. Das war mir schon lange klar, nicht erst seitdem der bekannte niederländische Regisseur Huub Stapel (der Name rockt ja sowieso schon mal gewaltig) einen Film über einen Killerfahrstuhl drehte und diesen dann auch in Hollywood noch mal neu auflegen durfte (obwohl’s gerade nicht so passt, schaut euch „Down“ an, der Film ist genialste Unterhaltung). Auch musikalisch verläuft im Land der Windmühlen, des Käses und der Joints (ja, irgendwie logisch) nicht alles in so geordneten Bahnen, das musste ich überrascht feststellen, als ich die Metal Archives mal nach den schwachsinnigsten Genrekombinationen durchforstete. Da stieß ich eines Tages auf die Genrebezeichnung (und ich zitiere): „Dark Thrash/Death/Black/Doom Metal“. Das ist eine menge Holz, der Name, der sich dahinter verbarg, nicht minder kurios: MANIC MOVEMENT. Keine Frage, von den Knaben musste eine CD ins Haus.

Ganz so außergewöhnlich gestaltet der Sound des holländischen Sechsers sich auf „Thousand Sufferings“ dann doch nicht, immerhin spielen sie ja auch relativ gewöhnliche Metalinstrumente (obwohl die Einflechtung von Flöten, Geigen und Cellos in einen zumidnest annähernd schwarzmetallischen Sound schon eher unorthodox ist, wenn ihr mich fragt), auf ein Genre kann ich mich aber auch recht schwerlich festlegen. Von Black, Death und Gothic Metal über symphonische Einschläge und Power Metal Anleihen bis hin zu ganz unmetallischen Genres (hier sei mal das Jacques Brel-Cover „Amsterdam“ genannt, das tatsächlich – inklusive Klischee-Akkordeon – sehr chanson-artig rüberkommt) wird so ziemlich alles touchiert, was nicht bei Drei aufem Baum ist und dabei rum kommt ein Sound, der einerseits frisch und eigenständig ist, andererseits aber dann doch nicht so überdreht, dass man das Zeug „unanhörbar“ nennen müsste (nehmt euch da mal ein Beispiel dran, Mourning Rise).

Das größte Manko der Band steckt aber – das muss man unbeschönigt sagen – in ihrem Sänger. Maarten (der übrigens auf dem Bandfoto im Booklet seeeehr weiblich aussieht, so das ich eine ganze Weile darüber stutzte) gibt sich ja alle Mühe, aber… genau so klingt es auch. Sehr bemüht, sehr angestrengt. Seine Screams überzeugen einfach nicht auf ganzer Linie und der holländische Akzent hilft da auch nicht viel, die Gastsängerin Juliette C. Carion macht das auch nicht viel besser, ihre klare Gesangsstimme ist… gewöhnungsbedürftig. Es ist keine ganz so fiese Bruchlandung wie bei den ungarischen Goten von My Dark Mind (die ich musikalisch ziemlich groß finde aber immer dann gegen die Wand donnern könnte, wenn der blöde Sänger um die Ecke kommt), aber es ist nicht schön.

So sind MANIC MOVEMENT immer dann am schönsten, wenn sie Instrumentales bieten und auch da ist irgendwie der Wurm drin. Das liegt wohl an der Produktion, die ist nämlich absolut nicht das, was ich „perfekt“ nennen würde. Die Abmischung ist halbgar, die Gitarren sind manchmal zu dünn, manchmal etwas breiig, das Keyboard schiebt sich zu sehr in den Vordergrund und klingt dann auch noch so schmerzhaft wie Orchester aus der Dose… Ärgerlich, aber kein Beinbruch, denn die Qualität des Songmaterials (und vor allem seine Vielfältigkeit) reißt das Ganze wieder heraus. MANIC MOVEMENT bieten einen ganzen Strauß bunter Melodien, die jeden Freund davon ziemlich glücklich stimmen dürften, dazu noch einen wilden Stilmix, der sich gewaschen hat. „Juglar Of Bones“ kommt zum Beispiel sehr schwarzmetallisch rüber, „Run To Heaven“ wie eine ziemlich coole Gothic Nummer, die mich hin und wieder ein klein wenig an Downscarred erinnerte (ob Müllers Jan die Band wohl kennt?), der Titeltrack klingt dann ein wenig nach stampfendem Heavy- bzw. Power Metal und so weiter und so fort.

Okay, prinzipiell ist das jetzt noch kein Qualitätsmerkmal, jede Sau kann eine CD aufnehmen, auf der er/sie bei jedem Track einen anderen Stil spielt, aber das Bemerkenswerte an „Thousand Sufferings“ (ich würde jetzt gerne von MANIC MOVEMENT im Allgemeinen sprechen, aber leider kenn ich bisher nichts außer dieser CD) ist wohl, dass trotz aller Experimente, trotz aller Stilbrüche die CD eine erstaunlich homogene Erfahrung ist. Hier passt irgendwie alles zusammen. Und macht auch einen Haufen Spaß, wenn man über die schwächelnde Produktion und die suboptimalen Gesangsleistungen hinweg sehen kann. Für Metalheads, die keine Angst vor Experimenten haben, eine durchaus antestenswerte CD und da man sie mittlerweile so gut wie hinterhergeworfen bekommt wohl auch eine, die man sich ohne zu hadern ins Regal stellen kann.

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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