Review Manifest – Half Past Violence

Die vier Mannen aus Norwegen beherrschen ihre Instrumente schonmal außerordentlich gut, das erkennt man nach nur wenigen Durchläufen. Besonders Sänger Leknes hat eine sehr variable Stimme, auch wenn sie vorerst recht gewöhnunsbedürftig ist. Auch die Titel haben doch eine recht konfuse Struktur und erinnern teilweise an Meshuggah. Aber MANIFEST streuen hier und da mal ganz locker ein paar coole Thrash Riffs ein, so bietet das Album halt mehr Abwechslung. Aber irgendwie übertreiben es die Norweger mit den ganzen Breaks, verquerten Melodien und Disharmonien – eindeutig zuviel des Guten!
Sicher wird es einige geben, die mir da widersprechen werden und die sagen, dass sich das Album einem erst nach mehrmaligem, intensivem Hören eröffnet. Aber man muss dafür halt eher ein Faible haben. Für ein Debüt ist es wirklich ein starker Output mit einer super Produktion. Aber vorerst wird die Musik auf „Half Past Violence“ einer bestimmten Zielgruppe vorbehalten sein.Besonders Songs wie zum Beispiel „Dead End Spiral“, die schon fast konzeptlos rüberkommen, verwirren den Zuhörer zunehmend. Hier und da werden ja ein paar echte Ohrmuscheltorpedos abgefeuert, wie zum Beispiel „Grind Whore“, aber MANIFEST verspielen sich die neugewonnene Zuneigung spätestens mit dem Folgesong. Auch das Schlagzeug trägt viel zu der Gesamtwirkung bei – zwar ist es sehr oft herrlich vertrackt, aber doch überwiegend einfach nicht songdienlich. Auch die wenigen psychedelischen Elemente, die eingestreut werden, waren vielleicht eine gute Idee, wurden aber einfach nicht gut in die Tat umgesetzt. Der cleane Gesang von Herren Leknes erinnert mich auch zeitweise eher an alte Korn und immer denke ich, dass er gleich anfängt zu weinen. Man weiß halt nicht, was man davon halten soll.

MANIFEST haben hier sicher etwas geschaffen, worauf man stolz sein muss! Aber viele Ideen sind einfach zu unausgereift, als das man sie dem Zuhörer jetzt schon anbieten kann – wenn ich in ein Restaurant gehe, will ich die Kartoffeln ja auch gekocht haben und den Fisch gebraten. Hier wurde einfach das Wichtigste übersehen, etwas, was so oft bei avantgardistischer / progressiver Musik übersehen wird: der Zuhörer. Kaum ein Titel prägt sich wirklich ein, nichts was hervorsticht. Wozu soll man sich eine CD anhören wenn man nach x-mal Hören immerwieder vergisst, wie diese Band eigentlich klang? Alles ist zwar sehr innovativ und abwechslungsreich, aber halt noch zu chaotisch – der Zuhörer ist definitiv überfordert.
Nächstes Mal mit einem anderen Konzept und alles etwas eingängiger bitte, aber der Grundstein für ein hervorragendes Album wurde hiermit schonmal gelegt!

Wertung: 6 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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