Review Marduk – Plagueangel

  • Label: Regain
  • Veröffentlicht: 2004
  • Spielart: Black Metal

Lieber Leser, einmal mehr ein kleiner Blick hinter die Kulisse des durchschnittlichen Redakteurs eines sympathischen Online-Magazins: Bei diversen Promos liegt gern mal ein Zettelchen mit Informationen und den sogenannten „Selling Points“ bei. Da stehen dann immer so spannende Sachen wie „Bestes Album seit…“, „Endlich wieder mit…“ und das ganze Geschwafel. In dieser Hinsicht legen die Panzergeneräle von Marduk allerdings gute 666 Schippen drauf: Neben der sehr gewagten Zeile „9th album from the only true black metal band still around“ (deswegen auch die Zusammenarbeit mit Leuten, die vorher für Dimmu Borgir, In Flames und Hammerfall gearbeitet haben, nehme ich an) wird mehrmals darauf hingewiesen, dass Percussion-Arbeit auf menschlichen Schädeln getätigt wurde, durch einen solchen sei zudem auch das Gekeife von Mortuus, dem neuen Frontmann, aufgenommen worden.
Starke Worte, peinlich, wenn darauf keine Taten folgen. Zugegeben hatte ich bis dato keine ausgesprochen hohe Meinung von der Truppe um Denker Morgan – halt totaler Krieg auf musikalischer Ebene, wenig spektakulär und für das Genre an sich nicht wirklich wichtig. Ob Marduk trotz diverser Besetzungswechsel immer noch von Kette bis Rohr auf Krieg eingestellt sind und wie’s mir gefällt, dürft ihr in den folgenden Zeilen erfahren.
Nach einem kurzen Einklang geht es wie erwartet mit fiesem Geprügel los, die beiden Stücke „The Hangman of Prague“ und „Throne of Rats“ überzeugen aber durchaus durch ihre guten Riffs und stellen mit ihrem direkten Übergang ein sechsminütiges Scharmützel dar, das an und für sich Lust auf mehr macht – sofern es dann so qualitativ hochwertig weitergeht. Das tut es vorerst, allerdings in eine ganz andere Richtung: „Seven Angels, Seven Trumpets“ kommt schleppend und doomig daher und gefällt auch auf breiter Front. „Life’s Emblem“ geht in Richtung des Auftakts, „Steel Inferno“ allerdings entspricht meinen Befürchtungen dann das erste Mal. Es wird einfach nur noch drauf los gerattert, die wirklichen packenden Gitarrenspuren werden zur Mangelware.
Trotzdem gibt es zur Halbzeit einen weiteren Lichtblick: „Perish in Flames“ ist wieder langsam und enthält über seine 7 Minuten Spieldauer nur eine kürzere Passage schnellerer Gangart, wieder ist’s doomig und düster, Marduk beweisen, dass sie das wirklich drauf haben. Leider sieht man im Hause Steinmeyer Hakansson fortan aber keine Verwendung mehr für die schleppende Schwärze. Bis auf das non-metallische, aber passende „Deathmarch“ wird bis zum Ende aus allen Rohren geschossen, etwas hervorstechen tut da aber leider nur noch der Rausschmeißer „Blutrache“, welches irgendwie verwegen und schmutzig zum Dienst antritt.
Nach der wirklich sehr guten ersten Hälfte bzw. dem grandiosen ersten Drittel fällt „Plagueangel“ also leider merklich ab. Handwerklich stimmt alles: Morgan ist sicher einer der besten Gitarristen in Sachen Schwarzmetall, Mortuus ähnelt seinem Vorgänger meiner Meinung nach frappierend (will heißen: nicht spektakulär, aber passend) und an der Schießbude ist der dritte Weltkrieg bereits in vollem Gange, trotzdem springt der Funke nicht über. Was beim doppelten Paukenschlag zu Beginn noch wirklich mitreißend war ist auf Dauer leider nicht mehr so fesselnd. Einzeln stehend sind zwar alle Stücke akzeptabel, hintereinander gereiht kommt aber massive Eintönigkeit auf. Meiner Meinung nach hätte man die Handbremse im Panzer gerne mehr als zwei Mal betätigen können.
Alles in allem sind Marduk aber immer noch Referenz was Knüppel-Black Metal betrifft, wer die Jungs vorher mochte, kann auch jetzt bedenkenlos zugreifen. Besser als dumm-dreiste Kopien wie Endstille ist das schwedische Quartett allemal.

Wertung: 7 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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