Review Masterstroke – Sleep

Was war da wohl los: „Sleep“ ist schon das zweite Album der Finnen MASTERSTROKE, ihr Debütalbum „Apocalypse“ aber erschien aufgrund „geschäftlicher Probleme“ aber nur in Russland und Japan. Seltsam seltsam, aber nun kommt auch der Rest der Welt in den Genuss ihrer Musik.

Geboten bekommt man in den 42 Minuten melodischen, leicht progressiv angehauchten Power Metal irgendwo zwischen Sonata Arctica und Brainstorm. (Viel) weniger happy und rauer als die Finnen, weniger brachial und ein wenig verspielter als die Schwaben und es könnte in etwa hinkommen. Allzu lange mit Vergleichen aufhalten sollte man sich hier aber nicht, denn MASTERSTROKE können bereits einen gewissen Grad an Eigenständigkeit aufweisen. Die beiden Gitarristen schütteln tolle Riffs und Hooks am laufenden Band aus ihren Ärmerln, die weder zu kompliziert noch zu simpel daherkommen – ein wunderbares Mittelmaß zwischen Härte, Progressivität und Bangtauglichkeit wurde hier gefunden. Das Keyboard steht außerdem nie im Vordergrund, sondern agiert stets songdienlich, unterstützt die Melodie im Refrain oder verfeinert den ein oder anderen Part. Dazu sind die Soli nie sinnloses Gefrickel, sondern passen wunderbar an ihre jeweilige Stelle und wirken niemals fremd oder unpassend im Lied.

Instrumental ist also alles im grünen Bereich, viel macht in diesem Metier ja auch der Sänger aus – und auch hier kann man glücklicherweise keinerlei Beschwerde anbringen. Niko Rauhalas Stimme ist sowohl rau als auch leicht hoch; keinesfalls aber zu hoch oder auch nur annähernd in Sonata Arctica-Grefielden, der Kollege hat schon ordentlich Power, Ausdruck und Wiedererkennungswert in der Lunge. Er legt merklich viel Leidenschaft in seinen Gesang und so verzaubert er fast jeden Refrain zu einem hymnischen Mitsingpart, stets lauscht man seiner Stimme sehr gerne.

Ein Anspieltipp fällt hier sehr schwer, „Sleep“ nämlich ist über die komplette Spielzeit wirklich stark. Herausstechend sind wohl am ehesten der Hitkandidat „Turn Away“, das thrashige „Under Our Command“ und auch „Being Me“ und „Silent“ mit ihren knüppelnden Anfängen. „The Circle“ übrigens könnte auch von einer Band wie Edguy stammen, hätten diese nur ein paar Eier in der Hose.
MASTERSTROKE haben ein überzeugendes Werk abgeliefert, das sich vor nichts und niemandem zu verstecken braucht. Bei mir übrigens brauchte es einige Durchläufe, bis „Sleep“ wirklich zündete, besser ist es also, nicht vorschnell zu urteilen, wenn das Album nicht gleich beim ersten Hören gefällt. Ecken und Kanten sind vorhanden, glattgebügelter Happy Metal ist weit entfernt – bei wem alleine dieser Satz auch nur leichtes Interesse weckt, der muss MASTERSTROKE sein Gehör zumindest mal probeweise leihen.

Wertung: 8.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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