Review Melkor – Brandmale

  • Label: Crawling Chaos
  • Veröffentlicht: 2021
  • Spielart: Black Metal

Nur wenige Black-Metal-Musiker*innen können von sich behaupten, schon einmal in renommierten Bands wie Agrypnie und Nocte Obducta gespielt zu haben. Patrick Baumanns Zeit als Mitglied jener beiden Vorzeigegruppen war jedoch nur von kurzer Dauer – so kurz, dass er auf keinem ihrer Studioalben zu hören ist. Einen Eindruck von dem künstlerischen Können des Deutschen konnte man sich bislang einzig über sein nach einer Figur aus J. R. R. Tolkiens „Silmarillion“ benannten Soloprojekt MELKOR verschaffen. Obwohl der Name seiner Ein-Mann-Band anderes vermuten lässt, spielt Baumann auf seinem dritten Album „Brandmale“ nicht etwa epischen Black Metal der Marke Summoning, sondern die kräftige, moderne Variante des Genres, die man auch von vielen anderen Vertretern der deutschen Szene kennt.

Von seinen beiden Referenzbands hebt der Einzelkünstler sich in MELKOR insbesondere durch seinen schwächer ausgeprägten Experimentierdrang ab. Weder Nocte Obductas Hang zum Psychedelischen noch Agrypnies Post-Rock-Schlagseite oder anderweitige Genre-Kreuzungen kommen auf „Brandmale“ zum Tragen. Vielmehr gestaltet sich Baumanns Black Metal im Zuge der knapp einstündigen Platte weitgehend konventionell. In manchen Songs gibt MELKOR sich mit kernigen Screams sowie treibenden Riffs und Drums eher angriffslustig, in den meisten Nummern steht jedoch der bedrückende Charakter der von Arthur Schopenhauers pessimistischer Philosophie beeinflussten Stücke im Vordergrund.

Hin und wieder tun sich in den zumeist getragenen Songs zwar kleine Eigenheiten wie das bedeutungsschwere Solo in „Manche Nacht“ oder die höhlenartigen, entfernt an Lunar Aurora erinnernden Ambient-Keyboards in „Abgott“ hervor. Die überwiegend geradlinigen und homogenen Tracks entfernen sich stilistisch jedoch nie besonders weit voneinander. „Brandmale“ gibt daher ein stimmiges, abgerundetes Klangbild ab, zumal Baumann seine Instrumente treffsicher spielt und die griffige Produktion weder zu grob noch zu aufpoliert geraten ist.

Gerade darin liegt allerdings die Krux des Albums: Ihm fehlt es gehörig an Ecken und Kanten. MELKOR hat sämtliche Songs gekonnt umgesetzt, die meisten hinterlassen jedoch keinen bleibenden Eindruck. Nichts reißt die Tracks aus ihrem geradezu biederen Fluss, in manchen vermag man keinerlei zündende Ideen auszumachen („Parzival“).

Schlussendlich ist „Brandmale“ leichter darüber zu definieren, was es nicht ist, als darüber, was es ist. Die Songs sind weder außergewöhnlich intensiv noch filigran, weder bricht MELKOR darin Konventionen noch reizt die Ein-Mann-Band die Möglichkeiten einer bereits etablierten Klangpalette aus. Das Album wühlt nicht auf, überrascht nicht und offenbart nichts, das MELKOR aus dem übersättigten Black-Metal-Underground hervorstechen lässt. In puncto Technik lässt sich der Multi-Instrumentalist zwar nichts zu Schulden kommen, die einwandfreie Performance und Produktion werden jedoch von dem mäßig spannenden Songwriting überschattet. Wer durch das einleitende Namedropping auf „Brandmale“ neugierig geworden ist, muss sich somit leider auf eine Enttäuschung gefasst machen.

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Wertung: 5 / 10

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