Review Mely – …Leave And Enter Empty Rooms…

MELY, wer denkt dabei nicht unweigerlich an die österreichische Truppe, die sich angedüsterten Power Metal auf die Fahnen geschrieben hat? Nun, ich auch nicht, mir fällt bei dem Namen eher ein kleines bayrisches Dorf ein, doch das ist eine ganz andere Geschichte. Die Frage, ob man MELY also unbedingt kennen müsste, ist hiermit schnell beantwortet, immerhin haben die fünf Jungs aber ordentliche Referenzen vorzuweisen, so spielten sie mit keinen geringeren Bands als Anathema, Moonsorrow oder Swallow The Sun und standen beim slowenischen Metalcamp 2006 mit Opeth, Dimmu Borgir und My Dying Bride auf der Hauptbühne.

Im Info erfährt man zunächst, dass der Bandname vom Wörtchen Melancholie abgeleitet ist – aha! – und auch wenn man es tatsächlich mit Schwermut übersetzen mag, so unglaublich traurig ist die Musik aus dem Alpenländle wahrlich nicht. Vielmehr wird an diversen Stellen recht amtlich gerockt. Und so verwundert es auch nicht, dass die eher kürzeren, auf den Punkt gespielten Stücke auf „…leave and enter empty rooms…“ unter dem Strich die besseren sind. Eine rühmliche Ausnahme bietet der Siebenminüter „Fail While I Try“, welcher durch einen längeren akustischen Part in der zweiten Songhälfte zu gefallen weiß. Ansonsten wären aus der Reihe der neun „regulären“ Titel (die letzten drei Songs sind Neuaufnahmen von den beiden älteren Werken, welche die Band noch in Eigenregie produzierte) auf jeden Fall auch „God Nowhere“ und vor allem „I Still Ask Why“ zu nennen, welche nicht nur gut ins Ohr, sondern wohl auch gerne ins Tanzbein gehen. Beim Rest macht man es dem Hörer eher etwas schwer, auf übermässige Eingängigkeit wurde zugunsten von hohem Abwechselungsgrad verzichtet. Man sollte sich also schon Zeit nehmen, um den mit über einer Stunde üppig gefüllten Longplayer für sich zu erschließen.

Für wen ist „…leave and enter empty rooms…“ empfehlenswert? Spontan erinnerte mich vor allem der Gesang an Green Carnation in Person von Kjetil Nordhus auf „A Blessing In Disguise“, auch die Stimmung der Musik ist ähnlich, recht progressiv, hier und da massive Keyboardarrangements, aber auch filigrane Gitarrenarbeit. Wie so oft ist das Original natürlich noch etwas besser, wem aber diese Scheibe zusagt, der sollte zumindest mal ein Ohr riskieren. Insgesamt ist sowohl produktionstechnisch als auch gesamtkonzeptorisch nicht viel auszusetzen, alleine das Cover wirkt irgendwie so, als hätte es ein Grundschüler gemalt, aber da wird der Musikfreund wohl drüber hinweg sehen können, letztlich ist es ja doch die Musik, die den größten Anreiz bietet.

Prinzipiell denke ich, dass sich MELY den Plattenvertrag schon redlich verdient haben, hier sind fünf Jungs mit Herzblut und Einsatzwillen am Werk, denen es nichts ausmacht, sich Woche für Woche in den Proberaum zu setzen und die spärliche Freizeit am Wochenende mit Konzerten zu verbringen, für den großen Wurf fehlt aber noch der eine oder andere „Hit“, der den Hörer beim Lauschen der Musik aus dem manchmal aufkommenden Einheitstrott reißt. Ein Anfang ist gemacht, der Weg aber noch weit.

Wertung: 6 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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