Review Mental Defect – Longplayer

(Alternative/Gothic/Modern Dark Melodic Metal)
MENTAL DEFECT ist wieder solch eine Band, die sich nur ganz schwer kategorisieren lässt. Mal lässt richtiger Melodic Metal grüßen, dann wird wieder sehr elektronisch agiert oder auch recht harsch mit Elementen des Melodic Death Metal oder Modern Metal. Typische Alternative-Hooks gibt es auch, so dass gelegentlich ein Vergleich mit Evanescence oder All Ends Gestalt annimmt. Frei nach dem Motte „if you can’t name it, call it alternative“ könnte ich das ja jetzt einfach unter Alternative einordnen. Dennoch erscheint mit das Album „Longplayer“ unter stilübergreifend am besten platziert.

Warum die Band ihrem Rundling gerade den Titel „Longplayer“ verpasste, erschließt sich mir nicht. Einen gleichnamigen Songtitel gibt es nicht, und mit 38 Minuten trifft die Spielzeit nur mit Mühe und Not auf diese Bezeichnung zu, zumal es gerade mal 30 Minuten wären, würde man zwei alternative Songversionen abziehen. Bezogen auf das Coverartwork mit den vielen Spielautomaten, passt der Titel dann aber wohl wieder, denn da kann man sicherlich sehr lange spielen, wenn der Geldbeutel es zulässt.
Doch wenden wir uns dem musikalischen Aspekt von „Longplayer“ zu, der in der Tat sehr vielschichtig ist, gelegentlich aber auch etwas wirr wirkt. In manchen Songs werden zu viele unterschiedliche Stileigenheiten gepackt, so dass einem dann nur schwerlich der rote Faden einer Hookline bewusst wird. Relativ kurze Songspielzeiten forcieren hierbei den Anschein, dass ein Stück nicht sorgfältig genug ausgearbeitet wurde und zu schnell und abrupt endet.
Wenn MENTAL DEFECT in die stilistische Reichweite von den bereits erwähnten All Ends oder Evanescence geraten wie beispielsweise mit „May The Force Be With You“ oder „Behind My Pride“ hinterlassen sie noch den besten Eindruck. Auch das emotional tiefgründige „Age Of Ashes“ oder das düstere „Imhotep“ kann ich zu den besseren Kompositionen rechnen. Doch gibt es in Sachen Songwriting auch den ein oder anderen Ausschlag nach unten, besonders wenn elektronische Spielereien eingesetzt werden, die den Sound ein Stück weit in Richtung Industrial oder sogar EBM und Techno rücken. Gerade die beiden alternativen Remixes am Ende des Werkes sind mir in der Hinsicht ein Graus.
Handwerklich ist die Vorstellung von MENTAL DEFECT soweit schon im grünen Bereich. Eine gute Vorstellung liefert die ausdrucksstarke Sängerin Clodi mit ihrer variablen Stimme ab. Die Growls von Sanny sind als Kontrast dazu ganz nett, mehr allerdings auch nicht. Die Leutchen an den Instrumenten machen soweit ordentliche Arbeit, die Produktion hätte aber gerne noch etwas mehr Dynamik vertragen können.

„Longplayer“ ist ein Produkt des breiten Mittelfeldes. Hier wirkt Vieles noch nicht ganz ausgereift. Wenn MENTAL DEFECT jemals auch nur annähernd auf Augenhöhe von Bands wie Evanescence gelangen wollen, ist noch eine Menge Arbeit nötig.

Wertung: 5.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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