Mai 2016

Review Messa – Belfry

  • Label: Aural
  • Veröffentlicht: 2016
  • Spielart: Doom Metal

Female-Fronted Doom… das ist eine Genrebeschreibung, die man nicht jeden Tag liest. Die Italiener MESSA passen aber genau in dieses eher ungewöhnliche Raster und legen mit „Belfry“ ihr Erstlingswerk vor. Aber bringt ein außergewöhnliches Genre hier auch außergewöhnliche Musik vor?

Unweigerlich stellt man sich die Frage, was bei solch einem wundervoll-ästhetischen Cover noch schieflaufen sollte. Minimalismus wird hier zur Kunst auf höchstem Niveau erhoben. Ein altertümlicher Turm in einem See, umgeben von einer bergigen Landschaft, dichte Wolken, die sich am Himmel zusammenziehen, und das alles in schwarzweiß gehalten – absolut perfekt und unglaublich stimmig. Beeindruckend, wie man mit wenigen Mitteln eine derartige Wirkung erzielen kann. Der Bandschriftzug und Albumtitel fallen nicht sofort ins Auge, bereichern das Cover jedoch zusätzlich.
Die musikalische Reise nimmt mit dem für ein Intro mit viereinhalb Minuten recht langen, aber in dieser Zeit durchweg stimmungsvollen „Alba“ ihren Anfang. Atmosphärische, düstere Sounds prägen das Stück und stimmen den Hörer gekonnt auf das Folgende ein. Mit „Babalon“ ertönen dann die metallischen, aber genremäßig eher langsamen Töne und der Moment, in dem Frontfrau Sara erklingt, lässt dem Hörer einen wohligen Schauer über den Rücken laufen. Hier ist eine talentierte Vokalistin am Werk, deren sanfte, bittersüß klingende Stimme wie angegossen zum Soundgewand passt, eine stimmigere Symbiose hätten Gesang und Musik kaum ergeben können.
Wie durch die Genrezugehörigkeit zum Doom Metal zu erwarten, klingen MESSA angenehm düster, allerdings auch nicht zu schwermütig. Einige Riffs sind sogar recht rockig gehalten, eine gewisse Zugänglichkeit hat man wohl angepeilt und auch erreicht. Zugegebenermaßen wirkt dies anfangs gewöhnungsbedürftig, weil nicht unbedingt der Erwartungshaltung entsprechend, allerdings ergibt sich ein in höchstem Maße stimmiges, sehr atmosphärisches Soundgewand. Die Songs auf „Belfry“ setzen sich zu einem runden Album zusammen, das von der ersten Sekunde bis zur letzten mitreißt und eine besondere Aura ausstrahlt. Die Stücke sind bisweilen recht lang gehalten, mit „Blood“ etwa befindet sich ein Zehn-Minuten-Werk auf dem Album. Die Sechs-Minuten-Grenze wird abgesehen von der Abschlussballade „Confess“ nur bei den instrumentalen Stücken unterschritten.
Damit wären wir bei dem Aspekt, der etwas kritisch betrachtet werden sollte. Von den zehn Songs sind vier rein instrumental mit düsteren Ambient-Klängen gehalten. Diese Nummern überzeugen ebenfalls durch eine besondere Atmosphäre, die teilweise sogar noch ein Stück finsterer als die der Songs mit Vocals wirkt. Dennoch wirft dies auf die großzügige Spielzeit des Albums von einer Stunde ein Licht, das sicher nicht jedem gefallen wird. Ein Instrumental weniger und dafür noch ein Metalstück mit Gesang mehr wäre vielleicht besser gewesen, letztendlich sind aber diese Stücke wohl auch ein fester Bestandteil des musikalischen Konzepts MESSAs und haben in dieser Form auch vollends ihre Daseinsberechtigung.

Alle Achtung: MESSA haben mit ihrem Debütalbum „Belfry“ ein melancholisches, emotionales und zugleich ästhetisch-anmutiges Kunstwerk auf atmosphärisch sehr hohem Niveau geschaffen. Es wäre wünschenswert, dass dieses Erstlingswerk der Italiener ordentlich Anklang findet, damit wir uns auf mehr grandiose Werke dieser Art freuen können. Weiter so!

Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Pascal Weber

2 Kommentare zu “Messa – Belfry

  1. Falls es interessiert:

    der Turm ist der alte Glockenturm der ehemaligen Kirche St. Katharina in Alt-Graun (Südtirol) aus dem 14. Jahrhundert. Der Ort ist im Zuge der Anlegung des Stausees überflutet worden.

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