Die U.S.-Ostküste ist für den Metal seit Jahrzehnten von zentraler Bedeutung: Vor allem das in Florida gelegene Tampa hat etliche der wichtigsten Death-Metal-Bands überhaupt hervorgebracht, darunter Cannibal Corpse, Deicide und Hate Eternal. Auch die 2020 gegründeten MIDNIGHT VICE stammen aus jener Metropole, haben sich jedoch einer ganz anderen Stilrichtung verschrieben, nämlich dem traditionellen Heavy Metal. Ihre gleichnamige Debüt-EP wurde eigentlich schon vor zwei Jahren veröffentlicht, da die Truppe mittlerweile aber von Rock Of Angels aufgelesen wurde, kommt das Publikum nun in den Genuss einer Neuauflage des Erstlingswerkes dieser noch jungen Band.
Dass sich MIDNIGHT VICE mutmaßlich nach einem der beliebtesten Songs des zweiten Enforcer-Albums benannt haben, ergibt Sinn, denn die Truppe ist – vorsichtig ausgedrückt – sehr stark von ihren schwedischen Kollegen inspiriert. Schon der Opener „Strike In The Night“ erinnert dank entsprechend energetischer Old-School-Riffs und dem hohen, leicht quäkigen Gesang von Frontmann Tyler Gray stark an die Stockholmer Genre-Prominenz und auch Nummern wie „Spell Caster“ und „Excalibur“ oder auch jeder andere der sieben Titel könnten ohne Schwierigkeiten auch auf deren ersten beiden Platten stehen.
Damit ist das, was MIDNIGHT VICE auf ihrer ersten EP bieten, alles andere als innovativ, hören lassen kann sich der Sound der Truppe aber dennoch: Die Mannschaft aus Florida hat genau verstanden, nach welchen Prinzipien der Sound ihrer offensichtlichen Vorbilder funktioniert und bilden ihn nun authentisch nach. Das ergibt auf dieser EP sechs zeitlos gute Heavy-Metal-Songs nebst einem Cover, die in erster Linie von starken Riffs und ähnlich ausgefeilten Leadparts wie bei Enforcer leben – hat man alles schon mal gehört, wird Fans des Genres aber garantiert abholen.
Auf ihrer Debüt EP emulieren MIDNIGHT VICE den Sound der Anfangstage von Enforcer bis in die letzte Note – das zu leugnen wäre zwecklos, denn es ist unüberhörbar. Damit fehlt der Band aus Tampa zunächst jegliche persönliche Note, aber man muss den Burschen lassen, dass diese Nachahmung schlicht verdammt gut gelungen ist. Die sieben Nummern der Platte klingen von Anfang bis Ende authentisch, machen großen Spaß und sind handwerklich hervorragend umgesetzt. Vielleicht sind MIDNIGHT VICE ja auch gerade für Enforcer-Fans der ersten Stunde interessant, nachdem die Schweden ihren Stil inzwischen merklich verändert haben …
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