Das Cover des Mindless-Sinner-Albums "Poltergeist"

Review Mindless Sinner – Poltergeist

  • Label: Pure Steel
  • Veröffentlicht: 2020
  • Spielart: Heavy Metal

Im Metal-Schicksalsjahr 1986 veröffentlichten die Schweden MINDLESS SINNER mit „Turn On The Power“ ein Album mit erschreckend hoher Hit-Dichte. Zu anhaltendem Weltruhm verhalf ihnen die Platte zwar nicht und überhaupt wurde es nur drei Jahre später reichlich still um die Truppe, dennoch sorgte jenes Album aber dafür, dass der Bandnahme eingefleischten Headbangern auch ein Vierteljahrhundert später noch ein Begriff ist. Seit 2014 sind MINDLESS SINNER wieder aktiv und das auch noch beinahe in Originalbesetzung, zumindest stieß keiner der beteiligten Musiker nach „Turn On The Power“ zur Band – in Zeiten, in denen allerorts vermeintlich traditionsreiche Bandnamen vom einzigen (Ur-)Mitglied im Besitz der Namensrechte reaktiviert werden, ist das wahrlich keine Selbstverständlichkeit. Mit „Poltergeist“ steht nun vier Jahre nach dem letzten Output der Herren ein neues Album von MINDLESS SINNER in den Regalen.

Die eingangs erwähnte „erschreckend hohe Hit-Dichte“ scheint eines der Markenzeichen der Schweden zu sein, denn auf „Poltergeist“ ist MINDLESS SINNER dieses Kunststück gleich noch einmal gelungen. Die Genre-Veteranen aus Linköping legen hier ein Album vor, das nicht einen einzigen schlechten Song enthält. Klar, originell geht sicher anders, denn die Truppe bietet hier traditionellen Heavy Metal aus dem Bilderbuch, aber das Ganze ist durchweg mit derart viel frischer Energie und sympathischer Spielfreude präsentiert, dass der Hörer von der ersten Minute an mitgerissen wird. Die Authentizität von MINDLESS SINNER endet also nicht mit der Dauerhaftigkeit der Besetzung, sondern ist auf dieser Platte in jeder Note hörbar.

Auf ein kurzes Synthie-Intro ganz im Geiste kultiger Horrorfilme der 80er folgt mit dem Titeltrack ein Einstieg, der als programmatisch für das gesamte Album angesehen werden kann: In „Poltergeist“ paaren MINDLESS SINNER erhabene Dual-Gitarren mit mitreißenden Riffs und tollem Gesang – Frontmann Chister Göransson klingt noch genauso wie vor über 30 Jahren und macht auf diesem Album einen hervorragenden Job. Solcherlei knackige Uptempo-Songs bilden den Hauptteil von „Poltergeist“ und offenbaren rasch die Qualitäten dieser Platte. Nummern wie „Heavy Metal Mayhem“, „Rewind The Future“ oder auch dem grandiosen „Hammer Of Thor“ sind voll von epischen Gänsehaut-Melodien nebst singenden Leadgitarren, erhabenen, mitgröltauglichen Refrains und wuchtigen Edelstahl-Riffs.

Dazwischen finden sich auf „Poltergeist“ noch etliche Midtempo-Stampfer wie etwa „The Road To Nowhere“, die ihren rasanteren Pendants in Sachen Intensität in nichts nachstehen. In „Valkyrie“ erinnern MINDLESS SINNER etwa an epischere Momente ihrer britischen Kollegen Saxon und in „World Of Madness“ gelingt es der Band gar, Erinnerungen an das sagenhafte „Turn On The Power“ wachzurufen. In diesen Titeln zeigen die Schweden, dass ihr Songwriting oft gar nicht so vorhersehbar ausfällt, wie es im Genre oft der Fall ist, und sorgen dafür, dass ihr neuestes Album zu keiner Zeit langweilig wird.

So gut wie Songwriting und Ausführung ist auch der Sound von „Poltergeist“ geraten. Mix und Mastering übernahmen die österreichischen „Audiostahl Studios“ und dort zauberte man der Truppe ein ebenso fettes wie organisches Klangbild, das ohne Schwierigkeiten mit den großen Veröffentlichungen der Sparte mithalten kann. Das hält den Sound von MINDLESS SINNER trotz traditionsbewusstem Songwriting modern und punktet vor allem mit einem ungewohnt natürlichen Schlagzeug-Sound – hier wurde aller Wahrscheinlichkeit nach nichts getriggert und das ist gerade im unteren Preisbereich nicht immer der Fall.

MINDLESS SINNER sind nicht nur dank der großartigen Stimme von Sänger Christer Göransson verdammt gut gealtert. Auf „Poltergeist“ zeigen die Schweden, dass sie seit ihrem großartigen Erstlingswerk absolut nichts verlernt haben und legen hier ein Album vor, das im noch so jungen Jahr 2020 die Messlatte nicht nur für den Underground extrem hoch hängt. Zwar findet sich auf „Poltergeist“ kein zweites „We Go Together“ oder „Turn On The Power“, dennoch ist es der Truppe gelungen, zehn Songs zu schreiben, die verdammt nah an die Qualität dieser zeitlosen Nummern herankommen und den Geist ihres grandiosen Debüts durchweg erfolgreich kanalisieren. Nicht nur für langjährige Fans der Truppe ein absoluter Pflichtkauf!

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Wertung: 9 / 10

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