Über 40 Minuten Spielzeit auf einem Demo, das legt zwei Betrachtungsweisen nahe: entweder die Band veröffentlicht jeglichen produzierten Schund oder aber man wollte mit dem Demo aufzeigen, was man schon am Anfang der „Karriere“ alles zu erschaffen vermag. MORTUARY TEMPLE haben letzteren gewählt, „Demo 1“ ist sehr gelungen. Von Whyrhd selbst geschätzt und unter Vertrag genommen, brachten sie also 2005 diese Demo unter die Leute. Passend zum Bandnamen darf man einen Totenschädel nebst entfachten Kerzen auf dem Cover betrachten – bei interessanter Belichtung. Übrigens, um ein wenig für die Bildung zu tun, die bekanntesten und eindrucksvollsten Totengedenktempel gab es in Ägypten im Zeitalter der Pharaonen.
Zunächst einmal lässt sich festhalten, dass sich keines der vier Stücke hervorheben lässt. „Demo 1“ wirkt als Einheit und das gefällt. Sogar sehr. Doch auch wenn sie sich also ähneln, jedes Lied ist in sich vielfältig gestaltet. Der Sound ist verständlicherweise kein aufwändig-produzierter, angemessen trifft es aber, was ja völlig ausreicht. Das Schlagzeug scheppert hintergründig, der Gesang hat raunenden Charakter, was der Musik ein Stück Morbidität verleiht. Insgesamt ist eine rockige Attitüde auszumachen, MORTUARY TEMPLE finden den direkten Zugang zum Hörer. Die Arrangements fallen deswegen aber noch längst nicht simpel gestrickt aus, sie entsprechen vielmehr einer nicht gerade minderen Qualität. Hier wirkt auch das selten eingesetzte Keyboard. Wenn man es vernimmt, so scheint sich der imaginäre Himmel schlagartig zu verdunkeln und ein kalter Hauch weht dem Hörer ins Gesicht; unheilvoll trifft es vermutlich am besten.
Zurück zu der Ausarbeitung der Musik: die Band kreiert Atmosphäre, sehr häufig durch ausgearbeitete Melodien, welche durch ihre Komplexität und Dauer erdrückend wirken, erdrückend gut. Teils – wie schon erwähnt – rockig, teils auch durch schleppende Sequenzen. Abwechslungsreiche Riffs, verschiedenste kleine Details erhöhen die auditive Freude am Demo. Spacig-angehauchte, bedeutungsschwangere Interludien erinnern freilich an Lunar Aurora, die Hausgruppe von Cold Dimension. Ob gewollt oder nicht, schön ist das allemal, auch wenn MORTUARY TEMPLE keinesfalls schon solche Klasse erreicht haben.
Alles in allem ist „Demo 1“ eine nette Angelegenheit. Es beeindruckt durch die Kombination von spielerischer Erfahrenheit und Finesse gepaart mit Frische, Ideenreichtum und Gefühlsvermögen. Man darf also mehr als gespannt sein, was die deutsche Gruppe noch so veröffentlichen wird.
Wertung: 8 / 10