Review Mütterlein – Amidst The Flames, May Our Organs Resound

Es gibt Bands und Projekte, die sind selbst innerhalb ihrer Sparte eine Nischenerfahrung. Dahinter stehen meist Menschen mit Ideen, die über das Konzept Gefallsucht weit hinausgehen. So auch die französische Multiinstrumentalistin und Sängerin Marion Leclercq. Vorher bei der Hardcore-Formation The Overmars am Bass aktiv, beschreitet Leclercq derweil seit 2014 mit ihrem Projekt MÜTTERLEIN ganz eigene Wege. MÜTTERLEIN? Nein, mit Rammstein hat das nichts zu tun. Denn auch wenn bei einem derartigen Namen Spekulationen aufkommen können – spätestens bei der Musik selbst wird man schnell erkennen, dass es sich hier weder um Kompositionen mit standardisierten Songstrukturen handelt noch um Musik für nebenbei.

Leclercq legt für ihr Soloprojekt den Fokus auf ein Klangspektrum zwischen Industrial, Dark Ambient und im fernsten Sinne auch etwas Black Metal. So klingt „Amidst The Flames, May Our Organs Resound“ ein wenig wie ein Soundtrack irgendwo zwischen Games wie „Resident Evil“, „Silent Hill“ und der Serie „Chernobyl“. Die ersten vier Titel erinnern eher an einen düsteren Filmscore, als dass es Songs wären, deren Komposition darauf abzielt, im Kopf zu bleiben.

Der erste Track „Anarcha“ eröffnet das Album mit drückenden Beats, dunklen Ambientklängen und ergänzenden Percussions. Letzteres ist quasi durchgehend das rhythmische Element in der Musik von MÜTTERLEIN. So haben Songs wie „Memorial One“ oder „Memorial Two“ fast schon etwas Rituelles. Die ins Endlose verzerrten Melodielinien, intoniert durch die Gewalt der Orgel, sorgen für einen massiven Schwung an Atmosphäre.

Titel sechs, „Division Of Pain“, hat Anleihen von Thief, fußt also auf einem druckvollen Elektro-Standbein, während ein Song wie „Wounded Grace“ als einer der wenigen auch Schimmer von Black und Post-Metal durchscheinen lässt. Wenn man das alles zusammennimmt, ist die Mischung an Einflüssen mehr als spannend. Gerade bei einem Track wie „Ivory Claw“ schafft es Marion Leclercq kunstvoll, die Stärke aus dem Gegensätzlichen zu destillieren.

Allerdings wird genau diese hohe Kunst noch auf zu kurzer Strecke gehalten. Soll heißen: Das MÜTTERLEIN verhebt sich an seiner eigentlich großen Idee. Leider fehlt es „Amidst The Flames, May Our Organs Resound“ noch zu oft an Dynamik, Spannung und ja, auch einer gewissen Zugänglichkeit. Die eingangs erwähnten Percussions wirken recht schnell repetitiv und auch das breitwandige, extrem düstere Stimmungsbild der Platte hat sich spätestens nach Song drei vollkommen erschlossen, vom Gesang über die Ambients bis hin zu den elektronischen Elementen. Das Album bietet indes aber zu wenig Wendigkeit, als dass es über die gesamte Albumlänge interessant bliebe. Resümierend ist „Amidst The Flames, May Our Organs Resound“ ein absolutes Liebhaberstück, das jeden abholen wird, der sich in dystopisch anmutender Schwerfälligkeit verlieren kann. Alle anderen werden sich beim Versuch, dieses Album zu durchsteigen, schwer tun.

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Wertung: 5.5 / 10

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