Review Munarheim – Stolzes Wesen Mensch

Eine Demo, zwei EPs und jetzt die zweite Full-Length-Veröffentlichung in acht Jahren Bandgeschichte (inklusive kurzer Auszeit), die Daten von MUNARHEIM sind typisch für eine Kapelle aus dem Underground. Fast ist man geneigt zu sagen, die Bayern klingen auch so, aber nur fast, denn in Unkenntnis des Backkatalogs kann man „Stolzes Wesen Mensch“ schon professionelle Züge unterstellen.

Die zehn Songs weisen allesamt eine gute Qualität aus. Besonderes Augenmerk legt das Oktett (!) auf eingängige Melodien und Refrains, die bereits nach einem oder zwei Durchgängen zum Mitsingen einladen. Grundfesten dafür sind einerseits das solide Songwriting. Selten bewegen sich die Spielzeiten mal (deutlich) über die Vierminutenmarke, entsprechend verzichten MUNARHEIM auf unnötigen Ballast, der Umwege auf der Reise in die Gehörgänge nötig machen würde. Technisch geschieht das auf absolut vernünftigem Niveau, was 2015 zwar irgendwie eine Grundvoraussetzung ist, aber nicht von jeder Band beherzigt wird.
Zweiter Eckpfeiler von „Stolzes Wesen Mensch“ ist die transparente Produktion. Bei acht Musikern kann da der Produzent schon mal verzweifeln, aber hier gelingt es nicht nur, die meisten Details hörbar zu machen. Ebenso hat die Dreiviertelstunde Musik mächtig Druck auf dem Kessel, wodurch neben den mitunter erhabenen Melodien auch eine gewisse Intensität entsteht. Diese bekommt gerne auch das Attribut Atmosphäre, so dass die Platte nur in seltenen Fällen wirklich mal richtig Fahrt aufnimmt. Tempomäßig bewegen wir uns also im mittleren Bereich, akustische Zwischenspiele und schleppende Parts inklusive.
Das klingt alles erstmal richtig toll und tatsächlich lässt sich „Stolzes Wesen Mensch“ auch sehr angenehm konsumieren. Der Hörer muss nicht viel Energie aufwenden, die Musik kommt von selber auf ihn zu, was auch mal interessant sein kann. Dem einen oder anderen könnte es allerdings sauer aufstoßen, dass MUNARHEIM kaum einen Hehl aus Vorbildern machen. Diverse Gitarrenläufe oder Keyboardpassagen klingen geradewegs so, als wenn sie eigentlich von Bands wie Ensiferum oder Moonsorrow geschrieben worden waren und für nicht gut genug befunden wurden. Nicht schlecht, aber eben auch nicht gut genug. Entsprechend wäre ein Ratschlag an die Band, doch mehr aus den eigenen Möglichkeiten zu machen, welche ja nicht schlecht sind. Songwriting passt, Produktion passt, Spieltechnik passt auch, da ist es doch gar nicht nötig, sich fast sklavenhaft an die Vorbilder zu klammern.

Und dies ist an sich auch der gewichtigste Kritikpunkt. MUNARHEIM brauchen mehr Eigenständigkeit, wenn sie sich dauerhaft in der Szene etablieren wollen. Dass ein Anfang gemacht ist, zeigt nicht nur „Stolzes Wesen Mensch“, sondern auch die Livepräsenz bei durchaus größeren Festivals wie dem Dark Troll oder Wolfszeit. Also, am besten die guten Dinge beibehalten und um eigene Ideen ergänzen, dann geht noch mehr.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Jan Müller

7 Kommentare zu “Munarheim – Stolzes Wesen Mensch

  1. Hallo, ich finde die Scheibe gut (wenn mir auch der Vorgänge besser gefällt), und obwohl ich auch Ensiferum und Moonsorrow höre hatte ich den Vergleich beim Hören nicht einmal im Kopf. Das ist mein Problem mit diesem Review … es zieht einen Vergleich zu Bands die dem Reviewer subjektiv dazu einfallen mir aber nicht und machte daran dann auch eine Note fest. Auch im Kommentar wird noch von „kopieren“ gesprochen. Ich denke bei dem Album z.B. an 2 andere Bands, dann etwas weitergehend noch an die Einflüsse einer Folk-Größe und ein bisschen Filmmusik. Ob Munarheim nun dadurch bei mir schlechter oder besser abschneidet spielt keine Rolle, ich finde nur diese Vergleiche als Kriterium sehr fraglich und einfach. Das mag in andere Metalspielarten vielleicht besser funktionieren, aber hier kann ich die genannten Vorbilder wirklich nicht erkennen, es ist für mich eine andere Art von Musik.

  2. Hi… das mit dem Mist war ein wenig übertrieben :-P :-P. Ich geh halt nur von meiner eigenen Gewohnheit zum Teil aus. Tu manchmal (bei bekannten Bands) einfach nach unten scrollen zur Bewertung und falls die gut ist lese ich das Review komplett. Kommt einfach viel zu viel raus um alles durch zu hören daher pickt man sich die Perlen raus. Ich persönlich finds halt im Falle von Munarheim schade das durch die Bewertung eventuell weniger Leute auf die Band aufmerksam werden… aber wie gesagt , Geschmäcker sind verschieden. Ach und bevor irgendwas kommt… hab mit der Band nix zu tun… verfolge sie nur seit anfang an ;-) ;-)

    mfG Marek666

    1. Ich gebe zu, manchmal mache ich das auch; wobei ich schon glaube, dass die Leser von Metal1 wissen, dass wir viel Arbeit in den Text als solchen stecken, um möglichst gehaltvoll die Platte als solche zu beschreiben und da vertraue ich dann einfach mal darauf, dass ein interessierter Leser sich von einer 7/10 nicht abschrecken lässt ;)

  3. Hi… also ich lese euer Webzine schon jahrelang und fande eigentlich immer das ihr vernünftige Reviews usw. verfasst. Leider muss ich sagen das diese Review absoluter Mist ist. Ich weiß nicht was ihr noch besseres und eigenständigeres hören wollt im deutschsprachigem Metal. Das erste Album hat 9,5 Punkte bekommen von Tobias Schultz… vielleicht solltet ihr in Zukunft solche Undergroundperlen auch vom selben Redakteur unter die Lupe nehmen lassen. Es ist nunmal kein stumpfer Pagan/Folk/Black was weiß ich sondern mit extrem viel Herzblut komponierter und arrangierter Metal. Ich denke dieser Band gehört die Zukunft und 7 Punkte ist wirklich ein Witz. Nennt mir eine vergleichbare Band in Deutschland die es besser kann… natürlich in diesem Genre. Falls man die Musik überhaupt in eine Schublade stecken kann.

    mfG Marek666

    1. Hallo Marek,

      zunächst einmal danke für die an und für sich konstruktive und sachliche Kritik – den Passus „absoluter Mist“ überlese ich dabei mal geflissentlich. Ok, ich sehe das Problem nicht so ganz. Die Review lobt die Scheibe doch und die einzige Kritik (ok, die ist natürlich schwerwiegend) habe ich auch genannt und mit Beispielen verdeutlicht. Aus meiner Sicht klingen Munarheim eben zu sehr nach den Vorbildern, was erstmal nicht schlimm ist, wenn man das Problem angeht. Ok, es kann natürlich sein, dass Ensiferum und Moonsorrow auch Munarheim „kopiert“ haben, aber so ganz kann ich mir das nicht vorstellen.

      Eins noch zu den Punkten: 7 Punkte ist doch ein gutes Ergebnis, in Schulnoten umgerechnet wären wir da ca. bei einer zwei bis zwei minus, bei einer Normalverteilungsglockenkurve wäre das schon ein gutes Stück rechts der Mitte. Ich denke, man sollte sich von dem Gedanken lösen, nur Alben mit 8/9 Punkten wären wirklich gut. Nein, dass sind herausragende, maßstabsetzende Werke.

      Unter dem Strich sind wir uns ja zumindest einig, dass die Scheibe gut ist. Du hättest ihr halt mehr Punkte gegeben, aber das zeigt doch wieder einmal ganz wunderbar, dass Musik eine objektive Sache bleibt.

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