Review My Dying Bride – A Line Of Deathless Kings (-)

  • Label: Peaceville
  • Veröffentlicht: 2006
  • Spielart: Doom Metal

In den letzten Jahren war es ein wenig still geworden um vermutlich DIE Doom-Metal-Band MY DYING BRIDE. Zwar veröffentlichten Aaron Stainthorpe & Co weiterhin fleißig Alben, aber an die glorreiche Anfangs- und Mittelzeit mit Alben wie „The Angel And The Dark River“ oder „Like Gods Of The Sun“ kamen sie irgendwie nicht mehr heran.

Nun, wenigstens mit einem Line-Up-Wechel können sie diesmal aufwarten: John Bennett (hieß so nicht eine Figur in meinem Englisch-Buch den Klassen 5-7??) von den Doomern The Prophecy hat den Platz hinter der Schießbude von Shaun Steels übernommen, aber, um es gleich vorweg zu nehmen, die Erwartungshaltung sollte nicht so groß sein. Klar, der geneigte Hörer wird bereits nach spätestens 2,7 Takten feststellen, dass er MY DYING BRIDE im Player hat. Die Trademarks sind somit klar: düstere Atmosphäre, Akkorde durchgängig in Moll und Stainthorpes recht einzigartige Stimme, die immer zwischen erzählen und singen schwankt. Aber ehrlich gesagt, dies ist das neunte Album der Band und allmählich scheinen den Herren die Ideen auszugehen und man muss es leider so hart sagen: früher haben sie den gleichen Stoff besser verpackt.

Wenden wir uns den einzelnen Liedern mal etwas näher zu: dem Opener „To Remain Tombless“ (der Titel hätte den verblichenen Sentenced sicher gut zu Gesicht gestanden) kann man immerhin noch einen halbwegs eingängigen Refrain attestieren und das folgende „L`Amour Detruit“, mit über neun Minuten möglicherweise als Herzstück der Platte gedacht, wartet mit einer Gitarrenmelodie auf, die zumindest kurzfristig für Erheiterung der dunklen Gemüter sorgt. Mit dem Rest tue ich mich jedoch ausgesprochen schwer. Es ist zwar schwierig, die Kritik jetzt an einzelnen Punkten fest zu machen, aber es fehlt einfach das Einzigartige, dieses gewisse Etwas, was MY DYING BRIDE auf dem Zenit ihres Schaffens ausgemacht hat. Ob es jetzt Martin Powell und seine Violine sind, die MY DYING BRIDE schon seit einigen Jahren fehlen und/oder Songs wie „For You“ oder „For My Fallen Angel“ vom genialen „Like Gods Of The Sun“, lässt sich nicht einwandfrei klären, fest steht aber, dass dieses Output nicht die Klasse hat wie frühere Alben. Zu leicht hat es sich die Band in meinen Augen gemacht und einfach sichere Elemente miteinander vermengt, ohne wirklich Großartiges dabei im Blick gehabt zu haben.

Sicherlich liegt die Meßlatte bei einer Band wie MY DYING BRIDE hoch, aber wer für sich nicht nur beansprucht, einen Musikstil etabliert zu haben, sondern auch, ihn zu verkörpern, muss auch einiges dafür tun, um den Thron zu verteidigen. Neben „To Remain Tombless“ und „L`Amour Detruit” stechen eigentlich nur noch „One Of Beauty`s Daughters“ und “The Blood, The Wine, The Roses” (Danke für diesen klischeefreien Titel) heraus, wobei keines dieser Lieder für sich verbuchen kann, den Suchtfaktor in die Unendlichkeit zu treiben und dies ist für eine Band vom Stellenwert von MY DYING BRIDE doch etwas wenig.

Zeit für ein Fazit: Wir haben ja schon einiges erlebt mit MY DYING BRIDE, gleichsam CDs voller erhabener Schönheit („Like Gods Of The Sun“), purer Verzweifelung („The Light At The End Of The World“) und zweischneidiger Experimente auf „34,788 % Complete“ (und natürlich vieles mehr). Alle diese Alben hatten gemein, dass sie wenigstens einen „Hit“ enthielten, oftmals auch mehrere. Leider ist es genau dies, was dem neuen Output der Briten fehlt. „A Line Of Deathless Kings“ plätschert leider recht belanglos am Hörer vorbei, kein Song will sich auch nach mehrmaligem Genuss dauerhaft in den Gehörgängen festsetzen, so dass unter dem Strich nur ein durchschnittliches Hörerlebnis bleibt. Schade, bei dem Potential der Briten war sicher mehr drin.

Wertung: 5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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