Review Nachtmystium – Resilient (EP)

  • Label: Prophecy
  • Veröffentlicht: 2018
  • Spielart: Black Metal

Der Black Metal ist wahrlich nicht arm an dubiosen Gestalten. Der Amerikaner Blake Judd ist fraglos eine solche, wenn auch – verglichen mit einigen skandinavischen Kollegen – von der harmlosen Sorte: Drogenprobleme und kleinere Betrügereien, etwa, indem er Fans Merchandise verkaufte, die Ware aber nie versendete, sorgten dafür, dass Century Media den Vertrag mit NACHTMYSTIUM kündigten und Judd die Band 2014 zur Ruhe legte. Bald folgte der irgendwie erwartbare Rücktritt vom Rücktritt und ein Vertrag mit dem deutschen Label Prophecy Productions, der mit der EP „Resilient“ nun erstmalig Früchte trägt.

Hinter dem Artwork, das sich wohl am besten mit dem Anglizismus „creepy“ umschreiben lässt, verbergen sich in der Standardausführung der Veröffentlichung vier Songs mit einer Gesamtspielzeit von 25 Minuten.

Auf das atmosphärisch eher erwartbare Intro „Conversion“ geht es mit Titeltrack unerwartet weiter: Selbst, wo das Schlagzeug im ansonsten schleppend ruhigen Stück auf Doublebassspiel wechselt, klingt „Resilient“ dank Synthie-Streichern getragen, ja, fast erhaben. Erinnert schon diese Nummer an Depressive Black Metal, erfüllt „Silver Lanterns“ mit seinem Mix aus verwaschenen Distortion- und Clean-Gitarren, der traurigen Lead-Melodie und dem verhallten Gesang dann wirklich sämtliche Kriterien für diese Genrezuordnung.

Umso größer die Überraschung, die der Neuneinhalbminüter „Desert Illumination“ mit sich bringt: Auf einmal kommen NACHTMYSTIUM mit psychedelischen Elementen und „Desert-Feeling“ daher: Unzählige Cleangitarrenspuren und Sounds überlagern sich hier zu einem atmosphärischen Song, ehe der Black Metal in der zweiten Hälfte das Ruder übernimmt. Doch nicht nur das, was gespielt wird, klingt anders – auch der Gitarrensound unterscheidet sich zwischen den Nummern, was der EP den für dieses Format nicht untypischen Sammelsuriums-Charakter verleiht.

Am Ende bietet „Resilient“ alles Mögliche, viel Spannendes und trotzdem nicht, was man erwartet hat. Die innovative Art, mit der NACHTMYSTIUM bekannt geworden sind, haben sie hier über weite Strecken gegen sehr herkömmliche Elemente ausgetauscht – das aber so geschickt, dass man das Resultat ohne Frage mit Freude hören kann. „Desert Illumination“ ist dabei der ausgefallenste und trotzdem zugleich langweiligste Track. Auch das schaffen wohl nur NACHTMYSTIUM.

Dass „Voidless“ als weiterer neuer Track als exklusiver Content auf der Bonus-CD der Mediabook-Edition gelandet ist, ist wirklich schade: Der etwas härtere Black-Metal-Track mit dem eleganten Solopart und experimentellen Gesang hätte „Resilient“ durchaus stimmig um eine weitere Facette bereichert. Auf der Bonus-CD hingegen wirkt er vor den Liveversionen etwas verloren – zumal der Konzertmitschnitt mit seiner ungeschliffen rohen Atmosphäre nur Verfechtern der reinen Lehre des Black Metal guten Gewissens empfohlen werden kann.

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