Review Nechochwen – Spelewithiipi

Manchmal braucht es einfach dieses spezielle Exit-Gefühl. Den bewussten Rückzug aus einer viel zu lauten Welt – Musik, die zum Schwelgen einlädt. NECHOWCHWEN aus Ohio waren da bisher eine gute Empfehlung, haben sie doch mit dem großartigen Album „The Heart Of Akamon“ ein Referenzwerk im Subgenre des Native-American Black Metal erschaffen.

Musikalisch bedeutete das damals eine Melange aus Black und Folk Metal, irgendwo zwischen Enslaved, October Falls und Bathory. 2022 schloss sich mit „Kanawha Black“ ein Nachfolgealbum an, das experimenteller, progressiver und noch Genre-offener sein sollte. Leider wurde diese Idee nur an manchen Punkten schlüssig umgesetzt. Damals waren die genutzten Stile einfach zu viel und zu unsauber miteinander verbunden. Nun legen NECHOWCHWEN mit „Spelewithiipi“ ein weiteres Album und gegenüber „Kanawha Black“ schon fast eine musikalische Antithese vor.

Auf 30 Minuten widmet sich die Gruppe dem Neofolk-Genre. Was früher eher als stilistisches Stilmittel verwendet wurde, steht 2025 bei NECHOWCHWEN im absoluten Mittelpunkt. „Spelewithiipi“ bietet stille, introvertierte Songs, die sich ausschließlich auf Akustik-Arrangements und die dezente Verwendung nativer Instrumente fokussieren. „lenawe’owiin“ steigt fast schon wie ein Intro in das neue Album der Band ein und visualisiert mit seinem repetitiven, aber passend mythischen Gitarrenspiel einen Wanderer auf seiner Reise in tiefste Wälder. Der anschließende Titeltrack „Spelewithiipi“ erinnert zu Beginn für einen kurzen Moment an Musk Ox, ehe sich im Verlauf Reminiszenzen von Dornenreich und Tenhi erkennen lassen.

Die verträumten Melodien von „Tpwiiwe“ transportieren gleichermaßen Gefühle von Einsamkeit und Frieden. Das macht den Song zu einem der eindringlichsten auf „Spelewithiipi“. Irgendwo zwischen Empyrium und October Falls weben die reduzierten, aber sauber gespielten Arrangements große Stimmungen. Ein wenig Opeth-Schlagseite bietet dann das kurze „Othaškwa’alowethi Behme“, das an die akustischen Großtaten auf Alben wie „Still Life“ oder „Damnation“ denken lässt.

Freilich ist es häufig sehr angenehm, wenn man von Musik an Musik erinnert wird. Für NECHOCHWEN wird aber genau das auf „Spelewithiipi“ zum Problem. Es fehlt dem Album bedauerlicherweise an Originalität. Viele Songs klingen beinahe übertrieben Genre-typisch. Die Truppe weiß zwar sehr atmosphärische und tragische Stücke zu erschaffen („Precipice Of Stone“), kann sich aber kaum von jenen Vertretern lösen, die den Neofolk zu einer ganz eigenen, wunderschönen Subkultur machten. Per se ist das natürlich nicht schlimm, denn ein Kontrastalbum gegenüber „Kanawha Black“ ist „Spelewithiipi“ allemal. Aber von einer Platte, die das Genre akustischer Naturmystik einen Schritt nach vorn brächte, kann man leider auch nicht sprechen.

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Wertung: 6.5 / 10

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