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Review Negura Bunget – Zău

Sterben Musiker in ihrer aktiven Zeit, stellt sich früher oder später immer die Frage, wie es mit ihren Bands weitergeht. Je nach der Rolle des Verstorbenen und dem Bekanntheitsgrad der Gruppe wird dann Ersatz gesucht oder die Band daufgelöst, folgen „Tribute-Projekte“ oder posthume Releases. Noch komplizierter wird es, wenn die Band zuvor einen Split durchlebt hat – wie im Fall von NEGURA BUNGET: Die einzige Live-Darbietung von NEGURA-BUNGET-Songs seit dem Tod von Bandleader Gabriel „Negru“ Mafa spielten etwa ausgerechnet die 2009 bei NEGURA BUNGET im Streit ausgestiegenen Hupogrammos und Sol Faur mit ihrer Band Dordeduh auf dem Prophecy Fest 2021.

Nun treten auch Negrus letzte Weggefährten bei den seit dem Split ständig umbesetzten NEGURA BUNGET nochmal in Erscheinung: Mit dem nun ebenfalls bei Prophecy Productions erscheinenden Album „Zău“ vollenden sie die Trilogie, die Negru mit „Tau“ (2015) und „Zi“ (2016) begonnen hatte. Möglich macht das der glückliche Umstand, dass Negrus seine Schlagzeugspuren noch vor der Tour eingespielt hatte, auf der er 2017 einen tödlichen Herzinfarkt erlitt. Die verblieben Musiker um Tibor Kati trugen sodann alle Proberaumaufnahmen und Demos zusammen, die gemeinsam erarbeitet worden waren und komplettierten die noch unfertigen Parts, wie sie es auch getan hätten, wäre Negru noch am Leben. So zumindest wird es Labelseitig berichtet, und tatsächlich lässt „Zău“ diesen Schluss zumindest zu: Denn mag das Album auch nicht mehr durch eine finale „Qualitätskontrolle“ von Mastermind Negru gegangen sein, so atmet es doch sehr deutlich den Geist der begonnenen Trilogie.

Bereits der Opener, ein fünfzehnminütiger Track namens „Brad“, könnte bandtypischer kaum klingen: Flöten und Geflüster, Synthesizer und andere zarte Klänge führen den Hörer sehr sanft an die verloren geglaubte Welt von NEGURA BUNGET heran. Sieben Minuten vergehen, ehe erstmalig Zerrgitarren und Schlagzeug zu hören sind. Doch diese sind nur eine kurzer Eruption, ehe es wieder ruhig und melodisch wird. Etwas mehr Härte findet sich in den folgenden Stücken, die allesamt zwischen sieben und acht Minuten umspannen, und dabei zwischen naturmystischem Ambient und dem melancholischen NEGURA-BUNGET-Black-Metal changieren.

Auffällig ist, dass „Zău“ dabei in jeder Hinsicht aufgeräumter klingt als seine beiden Vorgänger. Schon der Sound ist weit weniger barsch als noch auf „Zi“: Sowohl die ruhigen Instrumente als auch die Zerrgitarren klingen in solchem Maße voller, dass „Tau“ und „Zi“ in der direkten Gegenüberstellung fast unfertig klingen. Aber auch die Songs sind „sauberer“ arrangiert: Der Fokus liegt (im Gesang wie auch den Gitarren) deutlicher als zuvor auf getragenen Leadmelodien, denen sich alles anderen Spuren brav unterordnen. Vielleicht sogar etwas zu brav: „Kreatives Chaos“, wie es gerade auf „Tau“ immer wieder ausbricht, findet sich auf „Zău“ jedenfalls nicht. Statt volle Aufmerksamkeit einzufordern, berieselt „Zău“ den Hörer eher aufs Angenehmste und verleitet so dazu, die Seele baumeln und die Gedanken schweifen zu lassen.

Gehört diese liebliche Stimmung dieses letzten Teils zum Konzept der Trilogie, oder ist es bloß eine Folge der posthumen Nachbearbeitung? Hätte Negru „Zău“ genau so klingen lassen – oder ganz anders? Mit Gewissheit werden wir das nie erfahren – und so ist es wohl das Beste, sich an diesen Fragen gar nicht erst aufzureiben.

Für sich genommen ist „Zău“ ein stimmiges Album, das vor allem über seine Melodik funktioniert  – und das sehr gut. Doch gerade diese einlullende Schönheit macht „Zău“ streitbar: Wurde gerade der erste Trilogie-Teil „Tau“ von vielen Fans als zu experimentell empfunden, wirkt der finale Teil über weite Strecken fast etwas zu lieblich. Wennschon „Zău“ (immerhin!) zweifelsohne genügend NEGURA-BUNGET-Spirit hat, um den Namen dieser großen Band zu tragen – die atmosphärische Tiefe von Prä-Split-Alben wie „Om“ oder „Maiestrit“ bleibt auch mit diesem letzten Release von Negrus Band unerreicht.

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Wertung: 8 / 10

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