:NEW DAMAGE aus Krefeld gehören eindeutig zum aufstrebenden, ambitionierten Underground. Aufstrebend und ambitioniert deshalb, weil sie bei der Veröffentlichung ihres neuen Albums „Ze’eb And Oreb“ promotions- und produktionstechnisch nichts dem Zufall überlassen haben und sich auch musikalisch sehr ausgereift präsentieren. Unerground deshalb, weil die vier Herren seit dem Jahr 2000 zwar bereits fünf Alben veröffentlicht haben, aber dennoch nicht wirklich überregional groß in Erscheinung getreten sind – mir zumindest ist der Name noch nie begegnet. Vielleicht gelingt das ja mit „Ze’eb And Oreb“, dem Labeldebut bei Firefield. Als modern Progressive Metal bezeichnet die Band selbst die darauf befindliche Musik. Dream Theater mit Rap-Einlagen also? Naja, dass ist ja neuerdings dann immer noch Dream Theater. Dream Theater mit derben Riffs und Growls? Naja, dass ist ja neuerdings… Aber zurück zu :NEW DAMAGE: Tatsächlich hört man an einigen Stellen (wie etwa den abgestopten Riffs in „Trapped“ und „When Death Deals Your Amusement“) den Einfluss von Dream Theater heraus. Überweite Strecken sind die Altmeister aber alles andere als präsent.
Der Einfluss der Modernen findet in der Musik von :NEW DAMAGE einen deutlich größeren Niederschlag als progressive Elemente. Modern klingt das Quartett vor allem auf Grund der etwas sterilen Produktion und den fast schon überproduzierten, verzerrten Gitarren: Es schwingt immer ein – nicht unbedingt unpassender – künstlicher Touch mit. Zudem verpasst der häufige Wechseln von klarem, hymnenhaftem Gesang und den harschen Growls oder Sprechpassagen (alle des öfteren auch mal mit Effekten verfremdet) der Musik einen sehr aktuellen Anstrich. Auf der Progressiven Seite steht dagegen eher wenig zu Buche. Hin und wieder ein verspielter Rhythmus oder eine vertrackte Schlagzeugakzentuierungen, alles in allem sorgt aber der sehr gefällige, klar im Vordergrund stehende Gesang dafür, dass sich auch beim ersten hinhören jeder Teil sofort erschließt. Wo das Promosheet von aufwühlenden, dissonant verzogenen Gitarren- und Bassparts spricht, finden sich interessante Effektspielereien und wo den Hörer angeblich schwindelige Tempuswechsel erwarten, kann ich für eine Band die angeblich progressive Musik macht nichts ungewöhnliches oder gar zu Schwindel führendes erkennen. Doch genug der Analyse des Musikstils. Ungeachtet dessen, wie es nun heißt was die fünf Krefelder auf „Ze’eb and Oreb“ so fabrizieren, machen sie ihre Sache recht gut. Die Stücke sind durch die Bank abwechslungsreich gehalten, das wiederholte Auftreten einzelner Stilelemente verbindet dennoch die Lieder untereinander und sorgt dafür, dass das Album als Einheit wahrgenommen wird. Die Gitarrenarbeit ist für eine Prog-Band recht gefällig und schwer. Statt technischer Raffinesse setzten :NEW DAMAGE auf harte Riffs und Rhythmik. Dafür gleicht der virtuose Bass wieder einiges aus und sorgt für ein eigenwilligeres Klangbild. Aber besonders der Gesang von Sänger Ingo Bajonczak muss hervorgehoben werden. Sehr variabel arbeitet er sich durch alle Härtegrade. Zwar fehlt ihm besonders in den klar gesungenen Passagen eine gewisse Leichtigkeit in der Stimme, doch auch diese angestrengte (auf Dauer nicht nur für den Sänger), leicht gepresste Stimmfarbe verleiht der Musik nochmal einen etwas düsteren Akzent. Dem großen Bemühen auf musikalischer Seite, stehen auf Grund der englischen Formulierung teilweise etwas kryptische und gelegentlich störend platte („On yur knees in front of me, bitch, you repent“) Texte gegenüber. Hier wäre etwas mehr Anspruch sicher nicht verkehrt gewesen.
„Ze’eb And Oreb“ ist eine solide Platte geworden, die ohne Schwachstellen, aber leider auch ohne wirkliche Höhepunkte sowie Ecken und Kanten wieder einmal das große Potential des deutschen Underground unter Beweis stellt. :NEW DAMAGE werden auch mit ihrer neuen Scheibe nicht den großen Wurf landen, aber ihre Bekanntheit weiter steigern und sicher begeisternde Konzerte spielen (die mitreißenden Emotionen, die auf dem Album eindeutig zu kurz kommen, werden live mit Sicherheit aufkommen). Freunde des modernen Metal, seien es nun Textures oder Machine Head, aber vielleicht auch dem ein oder anderen Progger kann ich das reinhören in die Scheibe empfehlen. Hier gibt es eine junge Band zu entdecken, die auf ihrem guten Weg sicher ein wenig Aufmerksamkeit verdient hat.
Wertung: 7 / 10