Das Cover der selbst betitelten EP von Night

Review Night – Night (EP)

  • Label: The Sign
  • Veröffentlicht: 2020
  • Spielart: Heavy Metal

2015 waren die Schweden NIGHT erst seit vier Jahren aktiv. Dennoch veröffentlichte die Truppe aus Linköping damals mit „Soldiers In Time“ bereits ihr zweites Album, welches so gut ankam, dass die Band künftig einem breiteren Publikum bekannt sein sollte. Zwei Jahre später folgte mit „Raft Of The World“ eine mindestens genauso erfolgreiche Platte, woraufhin es um das Quartett jedoch erst einmal ruhiger wurde. 2020 wird es für NIGHT wieder Zeit anzugreifen und so melden sich die Schweden dieser Tage mit einer selbstbetitelten EP zurück, ehe ihr nächstes Album auf den Markt kommt.

EP, das steht gemeinhin für „Extended Play“, also Tonträger, die mehr Musik als eine Single, aber weniger als ein Album enthalten. Im Falle der neuen Veröffentlichung aus dem Hause NIGHT ist das eine sehr wohlwollende Bezeichnung, denn die „EP“ enthält zwei Songs, was nicht besonders „extended“ ist. Eigentlich ist „Night“ also eine Single inklusive B-Seite. Weil heutzutage aber vermutlich kein Mensch mehr Geld für Singles ausgeben würde, heißt das Ganze jetzt eben EP und die harten Fakten haben die Schweden dabei ja auch auf ihrer Seite: „Single“ heißt einzeln, „Night“ enthält zwei Songs, ist also „extended“. Man kann das so stehen lassen, wenn man denn möchte.

Song Nummer eins und damit die „A-Seite“ der Platte heißt „Feeling It Everywhere“ und stellt nach Angaben der Band die künftige stilistische Ausrichtung von NIGHT zur Schau. Tatsächlich setzt die Nummer ungewohnt mit spacigen Synthie-Klängen direkt aus „Captain Future“ ein und überrascht im Anschluss mit einem dezent angezerrten Disco-Riff. Auch der Gesang hat viel von frühen Kiss, weshalb die Schweden mit diesem Song weniger wie alte Saxon denn wie eine nicht ganz so polierte Version von The Night Flight Orchestra klingen. Das ist nicht unbedingt das, was Fans der vorangegangenen Platten erwartet haben dürften, versprüht aber geradezu unwiderstehlichen Charme und klingt ziemlich frisch. Zusammen mit der warmen, erdigen und doch fetten Produktion sowie dem sahnigen Solo kann „Feeling It Everywhere“ als voller Erfolg verbucht werden. Ganz nebenbei sei noch bemerkt, dass die Truppe den Song im Studio live eingespielt hat.

Es folgt „Kings Of The Night“, eine Nummer, die während der Sessions zum letzten NIGHT-Album „Raft Of The World“ entstanden ist. Entsprechend bekommen Fans der Band hier auch das, was sie von der Formation kennen, nämlich Riff-orientieren Ur-Metal. Vor allem dank des Gesangs von Frontmann „Burning Fire“, mit bürgerlichem Namen Oskar Andersson, erinnert die Band hier stark an Judas Priest zu Zeiten von „Sin After Sin“. Dank des cremigen Spät-70er-Sounds taugt auch diese Nummer weniger zum Headbangen als das Material anderer Bands ähnlicher Prägung, baut aber dennoch einiges an Energie auf und nimmt den Hörer dank seinem prägnantem Mainriff und den stimmigen Vocals augenblicklich mit.

Der Sound von NIGHT ist sicherlich nichts, was sich die Schweden selbst ausgedacht haben. Dennoch gelingt es den Burschen aus Linköping vor allem mit „Feeling It Everywhere“, sich von ihren Genre-Kollegen abzuheben. Das liegt in erster Linie daran, dass sie sich hier auf einen anderen Aspekt der „guten alten Zeit“ fokussieren als der Mainstream ihrer Sparte. Zwei Songs sind nicht eben viel, das Material dieser EP ist allerdings durchweg hervorragend geraten und sei vor allem Fans von erdigem Urzeit-Metal wärmstens ans Herz gelegt. Es bleibt zu hoffen, dass NIGHT bald das versprochene Album nachreichen.

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