Review Night Nurse – Night Nurse

Unzählige Männerträume von einer ungezogenen Krankenschwester in Lederkleid und Netzstrumpfhose wurden endlich Wirklichkeit. NIGHT NURSE, die Band um Nurse Camy, veröffentlichte ihr erstes Album „Night Nurse“. Doch ob in der Platte musikalisch genauso viel steckt wie im Cover, auf dem die wahr gewordene Fantasie abgebildet ist, bleibt eine dringend zu klärende Frage.

Der Opener verspricht es jedenfalls. Direkt hörbar sind deutliche Rockabilly-Einflüsse, welche grandios zur Stimme der Frontsängerin zu passen scheinen. Auch das Gitarrenspiel ist zumindest ausreichend gut. In rasantem Tempo geht es voran: auf direktem Wege zum dritten Titel „Mean Old Low Down Dirty Bastard“. Aber was ist mit dem zweiten Track? Tatsächlich muss ich feststellen, dass ich ihn einfach überhört habe. Das liegt zum einen daran, dass der Übergang von Track Eins zu Zwei nicht gut gewählt ist. Zum anderen ist „Obsession“ nicht besonders anspruchsvoll gestaltet und dauert nur ganze zwei Minuten. Glücklicherweise macht dann der wieder wahrgenommene dritte Song ein wenig Eindruck. Der Text des Refrains scheint schon nach erstmaligem Hören fest im Kopf verankert, sodass man bei jedem weiteren Griff zum Album „Night Nurse“ dieses Lied einschalten wird. Horrorpunk wird hier gespielt, behaupten die finnischen NIGHT NURSE. Klingen tut es jedoch weiterhin, als wäre es Rockabilly in sehr leicht veränderter, oder auch unters Messer gelegter Form, um es themengetreu auszudrücken.
Energiegeladen startet das Fünfergespann in seinen Song „Deep Sleep“. Somit wird uns bereits der nächste Ohrwurm geboten und das Gesangsarrangement zwischen Frontdame Nurse Camy und Dr. T. Bone ist eine spannende Abwechslung. Es darf getanzt werden! Leider lautet der Text „I need a deep, deep sleep“, was die Band scheinbar ernster meint, als man es erwartet hätte. Von nun an klingt „Night Nurse“ eintönig, was beim Hörer selbstverständlich schon bald Langeweile auslöst. Hoffnungsvoll wartet man Lied für Lied auf den absoluten Kracher, der dieses Missgeschick vergessen lässt. Aber so viel kann man sagen: Die Geduld mündet in Enttäuschung.
Mit „You Took Poison“ lässt sich aber trotzdem noch ein recht gutes Stück vermerken. Zum ersten Mal ist es wirklich hörbarer Horrorpunk, der hier gespielt wird. Im Mittelteil des Liedes wird der Hörer mit einem eingängigen und lebhaften Gitarrensolo beehrt.
Zuletzt möchte ich noch den Track „So Long Gone“ erwähnen, der den Abschluss von „Night Nurse“ bildet. Wenn er auch nicht besonders einzigartig ist, scheint er zumindest karaokehitwürdig. Und Karaoke macht bekanntlich Spaß.

Dass die Antwort auf die Frage „Kann die Musik mit Nurse Camy mithalten?“ „Nein“ lautet, dürfte bereits klar geworden sein. Doch es sollte festgehalten werden, dass die Musik es in diesem Fall auch schwierig hatte, zu gewinnen. Im Großen und Ganzen hat die Band ein nettes Debütalbum produziert und Potential, dieses zu überbieten, hat sie definitiv. Also auf ein Neues, NIGHT NURSE!

Wertung: 6 / 10

Publiziert am von Laura Wyska

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