Review Niht – Arcanum

  • Label: Ván
  • Veröffentlicht: 2021
  • Spielart: Black Metal

Wer sich regelmäßig im Extreme-Metal-Underground des deutschsprachigen Raums umhört, wird auf einem Streifzug durch dessen finstere Klanggewölbe gewiss schon auf Nekrovault gestoßen sein. Wenn es im Jahr 2020 einen Geheimtipp für Death-Metal-Fanatiker*innen gab, dann war es ihr monumentales Debüt „Totenzug (Festering Peregrination)“. Unter dem Namen NIHT tummelten sich zwei ihrer Mitglieder allerdings bereits davor auch im Black Metal. Dass die Band mit ihrem zweiten Album „Arcanum“ in ihrer Nische noch einen ähnlichen Mini-Hype wie Nekrovault auslösen wird, erscheint zwar unwahrscheinlich. Wer modernen Black Metal oft für zu glattgebügelt hält, könnte an NIHT aber durchaus Gefallen finden.

Mit seiner Laufzeit von 35 Minuten und Tracks, die sich größtenteils nicht weit von der Vier-Minuten-Marke wegbewegen, ist „Arcanum“ ein recht kurzes Vergnügen. Dass NIHT in ihren Songs nicht lange fackeln, passt zum rastlosen Charakter ihrer Musik jedoch wie die Faust aufs Auge. Abgesehen von dem Siebenminüter „Tod“ mit seinem desolaten Akustik-Intro gibt es hier keine ausgedehnten oder gar kontemplativen Kompositionen.

Stattdessen kommt das Duo immer gleich zur Sache und schmeißt mit Black Metal der besonders dreckigen Sorte um sich. Am Mikro spuckt Frontmann Z. Gift und Galle und scheint sich nicht im geringsten darum zu kümmern, was er seinen Stimmbändern mit seinen zischelnden, stechenden und jauchzenden Screams antut. An den Instrumenten verzichten NIHT auf eintöniges Tremolo-Picking und Blast-Beat-Dauerfeuer. Die Band setzt hingegen auf schmissige Riffs, überraschend dominante, warme Basslines und dynamische, treibende Schlagzeugrhythmen.

So ungeschliffen wie die Performance des Zweigespanns klingt auch die rohe, im Gegensatz zum dünnen Lo-Fi-Sound alter Second-Wave-Scheiben jedoch sehr kraftvolle Produktion. Die Punk-Wurzeln des Genres, die den meisten Black-Metal-Gruppen kaum noch anzuhören sind, tragen NIHT ungewöhnlich offen auf ihrer Brust. So ist „Arcanum“ zwar alles andere als ausgefeilt, abgesehen von wenigen Ausnahmen wie dem pathetischen Geflüster am Ende des Tracks „Sucht“ aber randvoll mit packenden Arrangements, die das Blut in Wallung bringen.

Ein musikalisches Meisterwerk ist „Arcanum“ gewiss nicht – das muss und will es jedoch wohl auch gar nicht sein. Obgleich NIHT nur wenige interessante Details wie die Kirchenglocken zu Beginn von „Lüge“ in das Album eingebaut haben, steckt etwas in ihren Songs, das nicht wenigen anderen Black-Metal-Veröffentlichungen fehlt: ein Feuer, das die technischen Makel der Platte beinahe so unbedeutend wie die in ihm verglimmende Asche erscheinen lässt. Ein Must-have ist „Arcanum“ zwar nicht – Fans von agilem Black Metal mit Fuck-off-Attitüde, denen die Blechdosen-Produktionen aus den 90er Jahren zu schwachbrüstig klingen, können damit aber nicht viel falsch machen.

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Wertung: 7 / 10

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