Review Nine Treasures – Arvan Ald Guulin Hunshoor / 十丈铜嘴

Obwohl in Peking ansässig, wären NINE TREASURES alias 九宝 oder 九大圣器 als chinesische Metal-Band völlig falsch beschrieben – stammen doch alle Mitglieder der 2010 gegründeten Band ursprünglich aus der Inneren Mongolei. Dementsprechend sind die Schriftzeichen im Bandlogo nicht chinesischen, sondern mongolischen Ursprungs – und auch die Texte des Quintetts erschließen sich nur dem Kenner der mongolischen Sprache. Für den Musikgenuss ist das zum Glück keine Grundvoraussetzung.

Bereits auf ihrem nun über das deutsche Label Einheit Produktionen wiederveröffentlichten Debüt-Album „Arvan Ald Guulin Hunshoor“ (im Original: 十丈铜嘴) zeigen NINE TREASURES, dass sie eine klare Vision haben: Mit einer spannenden Mischung aus traditionellen mongolischen Klängen und leicht thrashig bis punkig angehauchtem Metal bieten NINE TREASURES eine exotischere Version dessen, was in unseren Breitengraden Truppen wie Korpiklaani darstellen. Viel folkiger als 颠覆M (alias Ego-Fall) und im Gesamtsound deutlich heiterer als die mittlerweile in New York angesiedelten Tengger Cavalry präsentieren NINE TREASURES damit den wohl authentischsten Folk-Metal mit mongolischen Wurzeln.

Während die Kombination aus Metal-Gitarren, Balalaika und anderen traditionellen Instrumenten schon überaus gut funktioniert, dürften sich am Gesang die Geister scheiden: Wenn Sänger Askhan Avagchuud, wie im Titeltrack „Arvan Ald Guulin Honshoor“, mit kräftiger Stimme singt, können NINE TREASURES auch hier punkten – in den härteren Passagen klingen die an traditionellen Kehlkopfgesang angelehnten Vocals jedoch gelegentlich fast punkig gegrölt.
Natürlich ist „Arvan Ald Guulin Hunshoor“ als Debüt-Album auch in einigen anderen Punken noch nicht perfekt: So klingt das Intro, als hätte jemand ausversehen mit dem Handy in der Tasche aus dem Wirtshaus angerufen und audiophile Hörer könnten sich am Mikrophon-Rauschen der Akustik-Spuren stören. Nicht nur, weil es sich um ein Erstlingswerk handelt, sondern auch, weil „Arvan Ald Guulin Hunshoor“ in seiner Gesamtheit einfach verdammt viel Spaß macht, sollte man darüber jedoch locker hinwegsehen können.
Schade ist, dass das ursprünglich auf der CD befindliche Metallica-Cover „For Whom The Bell Tolls“ (sowie die akustische Version von „Nuutshai Chadal“) für den Re-Release durch die zwei Songs der „Galloping White Horse“-EP (2015) ersetzt wurden. Zwar fügen sich beide durchaus stimmig in den Gesamtkontext des Albums – die mongolische Version des Metallica-Klassikers hatte aber durchaus ihren Reiz.

Mit „Arvan Ald Guulin Hunshoor“ legen Einheit Produktionen durchaus zu Recht das Debüt dieser spannenden Band neu auf: Mag das Werk auch vielleicht nicht über jede Kritik erhaben sein, stellen NINE TREASURES in der gebotenen halben Stunde ohne Frage großes Potential unter Beweis, das sich auch schon in einigen echten Hits mit Ohrwurmpotential, vor allem aber einem sehr eigenen Klangbild widerspiegelt. Damit stellen NINE TREASURES bereits mit ihrem ersten Album eine mehr als valide Alternative zur hunderttausendsten Pseudo-Folk-Kapelle mit mittelalterlichen Instrumenten dar. Weltoffenen Folk-Metal-Fans wärmstens zu empfehlen!


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Wertung: 8 / 10

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