NOCTI VAGUS veröffentlichten nur dieses eine Album namens „Venture In Sombre Passion“, welches rückbetrachtend alleine von der Besetzung her schon interessant ist. Bei Orkrist handelt es sich nämlich um Vargsang, A. kennt man auch als Saturnus von Horna. Doch beide Bands sorgten in letzter Zeit eher für mittelmäßige Releases, die eigenen Erwartungen respektive Hoffnungen fallen also nicht gerade voller Vorfreude aus. Markus Stock, auch bekannt als Ulf Theodor Schwadorf, produzierte dieses Album übrigens, dieser Punkt lässt schon eher frohlocken.
Doch allzu schnell wird klar, dass der genannte Produzent in Zukunft noch einiges dazulernen sollte und würde, denn hier ist die Abmischung leider etwas missraten. Es ist ja in Ordnung, dass die Synthesizer nur sehr schwach und hintergründig erklingen, abgesehen davon sind sie vielleicht ab und zu etwas dünn aufgetragen, doch das Drumming ruft eigentlich zur Kritik auf. Viel vernimmt man von jenem gar nicht; wo andere Gruppen das Schlagzeug die restlichen Instrumente überlagern lassen, verhält es sich hier genau diametral. Sehr selten sticht es mal hervor, das jedoch auch eher minder qualitativ. Kommen wir direkt zum nächsten Kritikpunkt in Form des manchmal aufkommenden Bardengesanges. Auch das betont atmosphärische Raunen verleiht keine Klasse, wenn man nicht bzw. nur sehr dürftig klar singen kann. So fallen solche Ideen selbstverständlich negativ auf.
Aber legen wir diese Einwände mal beiseite. Bisher klingt es wohl so, als wäre „Venture In Sombre Passion“ eine mittlere Katastrophe, doch dem ist nicht so. Im Gegenteil, das Album ist richtig gut und hätte effektiv angepackt noch um einiges besser sein können. NOCTI VAGUS strahlen kalte Atmosphäre aus, welche zugleich verzückend und träumerisch Emotionen hervorruft. Das wurzelt nicht nur im gekonnten, energischen Keifen, hauptsächlich resultiert dies aus den leidenschaftlichen Gitarrenmelodien. Seien es nun melancholische Riffings, welche sich bis zum Klimax emporarbeiten und dann enden oder einsam schwelgen inmitten des restlichen Sounds, Hörgenuss ist schier jederzeit vorhanden. Hinzu kommen so manche Synths-Einsätze, die kurz aber prägnant erscheinen. Sie erinnern an gediegene Dimmu Borgir-Kompositionen oder aber auch an maßvolle Momente von Dorn und ihrem Album „Suriel“. Alles vereinend und somit voller sowohl positiver als auch negativer Aspekte ist übrigens das längste und zugleich letzte Lied „Waves of Undimensional Seas“. Ebenso findet man hier meines Erachtens den gefühlsintensivsten Moment. Nämlich ein schmerzerfüllter Schrei samt elegischer Melodieführung.
„Venture In Sombre Passion“ ist ein gefälliges Werk, es besitzt Klasse, Talent wohnt ihm wie auch zahlreichen schwelgerischen und hochwertigen Momenten inne. Alleine für diese Augenblicke lohnt sich schon ein Erwerb. Dem gegenüber stehen freilich manche unangenehme Aspekte, die jedoch nicht so schwer wiegen aber eben vorhanden sind und anfangs abschrecken können. Doch wie immer sollte man sein Urteil erst nach einer ausgiebigen Prüfung fällen.
Wertung: 7 / 10