Review Nosound – Allow Yourself

Mit ihrer luftig-leichten Mischung aus Alternative, Progressive und Post-Rock konnten NOSOUND mittlerweile auch außerhalb der Grenzen ihres Heimatlandes auf sich aufmerksam machen. Nicht zu Unrecht kann die italienische Band, die ursprünglich von Giancarlo Erra als Soloprojekt geführt wurde, auf einige gewonnene Musikpreise und Kollaborationen mit namhaften Musikern wie Vincent Cavanagh (Anathema) zurückblicken. Obwohl eine derart erfolgreiche Musikgruppe zumeist bereits einen gefestigten Sound vorzuweisen hat, mit dem sie sicher fahren kann, erlauben sich NOSOUND auf ihrem sechsten Album „Allow Yourself“, ihre klangliche Identität von Grund auf zu erneuern – und fordern zugleich den Hörer im Albumtitel dazu auf, sich darauf einzulassen.

Bis auf eine Handvoll Ausnahmen wie etwa den drängenden Lo-Fi-Auftakt von „Don’t You Dare“ oder die vereinzelt auftretenden, träumerischen Clean-Gitarren („At Peace“) lassen NOSOUND diesmal weitgehend die Finger von herkömmlicher Rock-Instrumentalisierung. Den dadurch frei gewordenen Klangraum befüllt das Quintett in seinen drastisch gekürzten Songs vornehmlich mit verschiedenartigen Keyboard-Sounds und elektronischen Perkussionen. Für den Wagemut, den eigenen Schöpfungsprozess vollständig umzustrukturieren und damit die Notwendigkeit zu schaffen, sich selbst neue Techniken anzueignen, haben sich NOSOUND auf alle Fälle ein gehöriges Maß an Anerkennung verdient, zumal man den Songs kaum anmerkt, dass die Italiener darauf ungewohntes Terrain beschreiten.

In seinen besten Momenten klingt „Allow Yourself“ mit seinem an Ambient und Electronic-Musik orientierten Klängen ein wenig nach Björks „Vespertine“ und Radioheads „Kid A“. Dieser Eindruck wird vor allem durch die anschmiegsamen Lounge-Keyboards forciert, die einigen der Tracks einen wohligen, behütenden Charakter verleihen („Shelter“). Zwischen eindrucksvollen Nummern wie dem mehrstimmigen, melancholischen, sich immer weiter steigernden „This Night“ findet sich jedoch leider auch so manche Komposition, die nicht so recht ins Bild passen will.

Erras quengelnder Gesang, der den Grenzen seiner Stimmbandbreite oft gefährlich nahe kommt, wurde etwa auf „Growing In Me“ äußerst störend nachbearbeitet, was den besagten Track unter anderem zu einem Tiefpunkt der Platte degradiert. Andere Aspekte wie die eher monotonen Streicher, mit denen NOSOUND dann und wann ihre Keyboardflächen bedecken, oder unscheinbare Nummern wie „Saviour“ bieten hingegen schlicht zu wenig Aufregendes, um die Atmosphäre nicht in Langeweile umschlagen zu lassen.

Dass Bands, die sich in stilistisches Neuland vorwagen, ein gewisses Risiko eingehen, ist keine leere Phrase, weshalb es mitunter vorkommen kann, dass ein solcher Versuch fehlschlägt. Auf „Allow Yourself“ ist dies leider in mancher Hinsicht der Fall. Während man NOSOUND hinsichtlich der hervorragenden Tonqualität nicht den geringsten Vorwurf machen kann und der Großteil der vielschichtigen Arrangements durchaus Sinn macht, gibt es insgesamt doch zu viele Momente, in denen die Italiener ihren kreativen Bogen entweder zu locker oder sogar überspannen. „Allow Yourself“ hat definitiv seine schönen, ergreifenden Momente – ob diese stark genug sind, um das Album als Ganzes zu tragen, ist jedoch fragwürdig.

Wertung: 6 / 10

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