Review Nothing – Guilty of Everything

Die Post Rock/Shoegaze – Kombo NOTHING aus Philadelphia präsentiert sich auf ihrer ersten Full-Length „Guilty Of Everything“ als eine eher aus dem Hardcore-Lager stammende und nicht, wie viele andere genretechnisch ähnlich gearteten Bands aus dem (weitläufigen) Black-Metal-Sektor entwachsene Einheit. Gemeint sind hierbei Bands wie Deafheaven, Woods of Desolation oder neuerdings auch Alcest.

Der Kopf der Gruppe, Sänger Domenic Palermo, spielte in der Vergangenheit bei der Hardcore/Punk-Gruppe Horror Show und verbrachte auch schon einige Zeit im Knast. Wegen dreifacher schwerer Körperverletzung und eines versuchten Mordes saß er für zwei Jahre hinter Gittern. Ein Umstand, der das Interesse (wenn auch ungewollt) sogleich auf das Cover beziehungsweise den Titel „Guilty Of Everything“ lenkt. Lässt doch gerade die weiße Flagge den Gedanken zu, es könne sich um eine Art Schuldbekenntnis handeln. Bei Hinzunahme des Titels jedenfalls ein schlüssiges Bild. Mit Gitarrist Brandon Setta hat er jedenfalls einen Weg zurück auf die richtige Spur gefunden und veröffentlichte unter dem Banner NOTHING im Voraus schon eine EP namens „Downward Years To Come“( damals noch auf dem Hardcore-Label „A389“). Mittlerweile bei Relapse unter Vertrag, präsentieren sie ihren Anhängern ihre hör- und spürbare Liebe zu Bands wie My Bloody Valentine und Slowdive. Ausschweifende Gitarrenwände, sehnsüchtige Lyrik und ein allgemein mit viel Hall unterlegter Sound tragen zu einer atmosphärischen Soundkulisse bei. Dabei hört sich Palermos Stimme wie in Watte gepackt an, was an manchen Stellen funktionieren mag („Dig“,“Bent Nail“und „Summersault“) und oft aber nur für Stirnrunzeln sorgt (aussagekräftigstes Beispiel: „B&E“). Oftmals scheinen NOTHING Gefahr zu laufen, in allzu kitschige Sphären abzudriften, was aufgrund der hörbaren Professionalität des Quartetts wirklich schade ist und auch nicht wirklich gewollt erscheint. Wie es richtig geht, zeigten jüngst die bereits erwähnten Franzosen um Sänger und Hauptkomponist Neige, Alcest, mit „Shelter“ zu Beginn des Jahres. Hörbar reduziert und spürbar gereift haben sie auf ihrem neuesten Werk alles richtig gemacht und stehen somit vorerst wohl auf dem Shoegaze-Thron, wenn man so will.

Ein Umstand, den NOTHING mit „Guilty Of Everything“ nicht annährend erreichen. Klar, Alcest mag jetzt nicht die beste Vergleichsmöglichkeit darstellen, dazu sind die jeweiligen musikalischen Werdegänge der Truppen zu verschieden. Und doch: An die positive Aura, welche das atmosphärische Gesamtkunstwerk „Shelter“ zu jeder Zeit vermittelt, kommt ein „Guilty Of Everything“ mit seiner oftmals höchstens angedeuteten, gezügelten Musikalität einfach nicht ran.

NOTHING stellen ab und an recht überdurchschnittliche musikalische Qualitäten zur Schau, die sie auf den nächsten Veröffentlichungen weiter ausbauen sollten. Insgesamt alles nichts Neues oder Überraschendes, aber für den ein oder anderen Strandspaziergang im Sommer sicherlich nicht verkehrt.

 

Wertung: 5.5 / 10

Publiziert am von Michael Ay

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert