NÅSTROND brachten 1993 ihr erstes Demo namens „The Black Winter“ heraus und spielen Black Metal, sind also durchaus Kult. Trotzdem ist „Muspellz Synir“ mein Erstkontakt mit der Band. Nun ergeben sich aus solch einem Umstand oft schwerwiegende Probleme, denn es kommt vor, dass man anhand des neuesten Werkes solch einer Truppe gar nicht nachvollziehen kann, aus welchen Gründen sie eigentlich zum Kult geworden sind, außer, dass sie sich rechtzeitig gegründet haben.
„Muspellz Synir“ macht es einem da anfangs nicht ganz einfach. Erst einmal sollte gesagt sein, dass man in drei verschiedenen Sprachen singt – Englisch und Schwedisch halten sich einigermaßen das Gleichgewicht, mit „Die Sense die die schwarze Herbstzeitlose mäht“ (?!) ist immerhin ein Song in deutscher Sprache vertreten. Nachdem der Titel des Songs leichtes Stirnrunzeln hervorrufen kann, ist der Text so gut wie fehlerfrei und auch noch korrekt intoniert. Dass er natürlich, genauso wie die englischen Texte, vor Klischees trieft, muss klar sein und soll auch nur kurz am Rande erwähnt werden.
Aber ich schweife ab, der Grund dafür, dass das Album erst einmal schwierig ist, ist der Sound, der für heutige Verhältnisse doch extrem rumpelt. Zumindest die ersten drei Songs klingen bedingt durch diesen Umstand in meinen Ohren einfach kacke, bei „Defiance of the Transient“ gewöhnt man sich aber endlich an die Produktion. Oder es liegt am gezügelten Tempo, jedenfalls kann ich der Band ab diesem Zeitpunkt einen gewissen Charme und atmosphärisch gelungene Songs nicht mehr absprechen. „Occult Black Metal“ wird es genannt, und die treibenden, monotonen Riffs wirken tatsächlich irgendwo beschwörend. Auch der mit Hall belegte, vordergründige Gesang trägt eine gute Portion zum sich schnell einstellenden Old School Feeling bei. Untypisch dagegen die Drums, die recht variabel wirken – wie auch der Rest des Sounds erstaunlicherweise, denn man hat bei weitem nicht nur Up Tempo-Raserei drauf. Viel mehr geht es häufig schleppend langsam bis treibend zu, „Die Sense die die schwarze Herbstzeitlose mäht“ sei hier als Beispiel erwähnt: Den ganzen Song über dominieren zähe Riffs, die zusammen mit dem Gesang eine kalte, finstere Dominanz auszustrahlen wissen, die regelrecht erdrücken will, was soweit auch funktioniert. Dagegen wirkt bespielsweise „Svarta Stränder (Digerdöden)“ in seiner flotteren, melodischen Gangart fast schon befreiend und entfaltet so ebenfalls Wirkung. Unnötig dagegen drei Minuten Sakralgesang, Meeresrauschen oder sehr laute Stille in „Agios“, „Ior“ und „Passing Beyond Light“, hier soll wohl der Eindruck erweckt werden, man habe es mit einer Art Konzeptalbum zu tun, was die anderen Songs dann aber nicht schlüssig unterstreichen.
Zusammenfassend bieten NÅSTROND mit „Muspellz Synir“ ein starkes Album, das diesen gewissen „Spirit“ wirklich zu transportieren vermag und zusätzlich mit schlüssigen Songs punkten kann, die insgesamt erfreulich unterschiedlich ausfallen und allesamt einen eigenen Charakter haben. Monotonie wird als Stilmittel gekonnt und von Song zu Song anders eingesetzt und wirkt somit nicht anödend. Eine Ausnahme bildet das Opener-Trio, das mir auch nach mehrmaligem Hören durch seine lärmige Art überhaupt nicht zu gefallen weiß.Acht gute Songs aus 14, das sind nicht überwältigend viele, es reicht aber immer noch für eine klare Kaufempfehlung für Freunde der alten Schule. Ich weiß nicht, wie NÅSTROND früher klangen, aber wenn „Muspellz Synir“ in der Tradition der alten Werke steht, ist eine Beschäftigung damit wohl lohnenswert.
Wertung: 7.5 / 10