Review Oakenshield – Legacy

Rule Britannia? Von wegen: Die Insel im Westen lässt auch in Zeiten der Hochkonjunktur von Pagan Metal relativ wenig auf die Gemeinde los, obwohl man mit Skyclad ja einen Pionier der Verbindung von Metal mit Folk vorweist. „Legacy“, das zweite Album der Einmannband OAKENSHIELD ist also eines der selteneren Erzeugnisse englischen Viking Metals.

Ben Corkhill, der sich für sämtliches Liedgut auf „Legacy“ verantwortlich zeichnet, betritt zumindest inhaltlich weniger ausgetretene Pfade. So stehen hier, anders als beim Debütalbum „Gylfaginning“, verschiedene Wikinger-Storys von den britischen Inseln auf dem Plan. Sei es der Orkneyjarl Thorfinn der Mächtige, die Schlacht auf der Vinheide oder das legendäre Rabenbanner der Söhne des Ragnar Lodbrog – hier kann der geneigte Hörer noch etwas über hierzulande unbekanntere Geschehnisse der bewegten Zeit erfahren. Auch Traditionals gibt es zu hören: Das Intro und der erste Song verwurstet beispielsweise das von Storm bekannte norwegische Lied „Oppi Fjellet“, „Mannin Veen“ ist mal eine Nummer von der Isle of Man. „Wen Heath“ hingegen zitiert Verse aus Egils Saga und angelsächsischer Gedichte. Auch Bernhard Cornwells Romanserie über das wikingerzeitliche England dient als Inspiration. Das Historikerherz lacht bei so viel Belesenheit!

Die letzten Jahre hat Corkhill, der seinen Nachnamen gar auf den skandinavischen Namen Thorkell zurückführen möchte, aber nicht nur mit lesen verbracht. Dass OAKENSHIELD sein Dasein nicht zuletzt der Existenz von Falkenbach verdankt, ist unüberhörbar. Die Songs sind allesamt bedächtig langsam, walzen einzelne Melodien gern weit aus und wechseln zwischen Growls und hintergründig-erhabenem Klargesang. Der größte Unterschied liegt darin, dass der Brite deutlich mehr Folkeinflüsse verwendet. Von der Flöte bis zur Balalaika gibt es einiges an Begleitinstrumenten auf die Ohren, was stets stimmig eingebaut wird.

Insgesamt aber muss man sagen, dass die durchweg hochklassige Scheibe nicht ganz an das Niveau des deutschen Vorbildes heranreicht. Es wäre auch zu wünschen, wenn dies nicht das Ziel Ben Corkhills bliebe, denn noch klingt OAKENSHIELD etwas zu eng an Falkenbach orientiert. Ohne die Vorgängerscheibe näher zu kennen, denke ich, dass der Einsatz von Folkinstrumenten und der inhaltliche Schwerpunkt auf Geschichte statt Mythologie ein sinnvoller Fortschritt ist.

OAKENSHIELD zeigen mit ihrem zweiten Album, dass man die Briten in Sachen Pagan Metal immer auf Rechnung haben sollte. Sich mit einer Band wie Falkenbach messen zu lassen, das allein ist schon ein Qualitätsmerkmal. Und auch wenn es nicht ganz gelingt, zu dieser Genregröße aufzuschließen, so kommt OAKENSHIELD doch ziemlich nah heran an die Vakyas’sche Skaldenkunst. „Legacy“ verbreitet eine rundum tolle Stimmung und unterstreicht, dass noch immer nicht alle Wikingergeschichten auserzählt sind.

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert