Review Obey The Brave – Young Blood

Genau siebeneinhalb Monate hat es gedauert. Siebeneinhalb Monate vom ersten Lebenszeichen der Kanadier von OBEY THE BRAVE bis zum Release des Debütalbums “Young Blood”. Dieses wurde von mittlerweile über 30.000 Facebook-Freunden, die sich binnen Wochen angesammelt hatten, heiß erwartet. Kein Wunder, schließlich steht mit Ex-Despised-Icon-Sänger Alexandre Erian so etwas wie das Sprachrohr der kanadischen Hardcore-Szene am Mikro. Zusammen mit dem ebenfalls aus Montréal stammenden Miguel Lepage und drei Ottawaer Mitmusikern, die zuvor größtenteils bei der Metalcore-Band Blind Witness aktiv waren, formte er OBEY THE BRAVE.

Das Motto „Not Trying To Reinvent The Wheel, We Keep It Simple, We Keep It Real“ ist nicht nur Gerede, sondern Programm: Songwriting-technisch muss man keine Überraschungen erwarten. OBEY THE BRAVE spielen ihr Programm so routiniert herunter, wie man das von einem Quintett, in dem jeder schon zehn bis fünfzehn Jahre aktiv ist, erwartet. So routiniert – und so gut: Statt brutalem Death Metal, wie ihn Despised Icon spielten, steht hier moderner, metallischer und vor allem melodischer Hardcore auf dem Programm. Das Dicke-Eier-Intro „Lifestyle“ liefert den Einstieg; danach feuern OBEY THE BRAVE mit „It Starts Today“ gleich die erste richtige Granate ab: Die startet mit einem super catchy Hook, neben den hohen Gitarrenmelodien im Refrain gibt es im Mittelteil den obligatorischen Breakdown auf die Mütze, bevor der Song so ausklingt, wie er begonnen hat.
Und ganz egal ob es das durchschlagende „Garde La Tête Froide“ (komplett auf französisch) ist, das neben stampfenden Hardcore-Beats coole Effekte und Two-Step-Potenzial ohne Ende zu bieten hat, der temporeiche Track „Time For A Change“, der mit treibenden Double-Bass-Passagen und einem dynamischen Wechselspiel aus Gesang und Gangvocals punkten kann, oder die Übersingle „Live And Learn“: OBEY THE BRAVE wissen einfach, wie man es macht. Alle Songs kommen auf den Punkt, verfügen über gottgleiche Refrains, perfekt eingestreute Breakdowns, die richtige Mischung aus Härte, Melancholie und genialen Melodien und bleiben dabei unheimlich kurzweilig und eingängig. Musikalischen Tiefgang darf man dahingehend nicht erwarten, aber jeder, der darauf Wert legt, hat vermutlich nach dem Anblick des Bandlogos aufgehört, sich mit der Band zu beschäftigen.

Ein weiterer Pluspunkt für die Kanadier sind die einmaligen Vocals von Fronter Erian, der so viel Energie versprüht, als wolle er ganz Nordamerika zum Moshen animieren. A propos Gesang: An dieser Stelle haben sich OBEY THE BRAVE mit Kevin McCaughey (Ion Dissonance), Liam Cormier (Cancer Bats) und Scott Vogel (Terror) echte Prominenz ins Boot geholt. Die wummernde Produktion passt außerdem perfekt ins Bild. Macht unterm Strich ein fantastisches Album, das die Band selbst in „It Starts Today“ („It’s only been a couple of months, but all I think about is us.“) oder in „Time For A Change“ (‚We Don’t Give A Fuck, Just Crank The Volume Up‘) perfekt beschreibt. Testosteronpedal durchtreten und Fäuste schwingen ist angesagt!

Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Pascal Stieler

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