Review Obscure Sphinx – Void Mother

  • Label: Eigenproduktion
  • Veröffentlicht: 2013
  • Spielart: Sludge / Drone

Frauen im extremen Metal sind, warum auch immer, immer noch eine Seltenheit. Umso mehr rücken natürlich die wenigen Bands in den Fokus der Aufmerksamkeit, die genau diese „Marktlücke“ füllen. Die Polen von OBSCURE SPHINX gehören in diese Riege, und mit Wielebna steht hier eine wahrlich außergewöhnliche Frau am Mikrophon. Doch nicht nur deshalb geht die Karriere der Band, die bereits 2012 den Newcomer-Contest des Summer-Breeze für sich entscheiden konnte, steil bergauf. Der Grund dafür ist vielmehr, dass die Truppe bereits auf ihrem Debüt „Anaesthethic Inhalation Ritual“ einen sehr individuellen und konsequent umgesetzten Stil etabliert hatte.

Verziert von einem faszinierenden Artwork, das den Begriff „Kunstwerk“ wahrlich verdient hat, erscheint nun unter dem Titel „Void Mother“ das zweite Album der Band, deren Name sich jeder Sludge-Fan merken sollte. Erneut liefern OBSCURE SPHINX nämlich echte Wertarbeit. Die Kompositionen sind auch auf dem zweiten Album mit einer Mischung aus kraftvollen Sludge-Riffs mit Djent-Einschlag und düsteren Clean-Passagen angenehm abwechslungsreich gestaltet, wobei die Songs noch etwas durchdachter wirken als noch auf dem sehr intuitiv wirkenden Debüt. Ob der Einsatz von zwei achtsaitigen Gitarren und einem Sechssaiter-Bass wirklich nötig gewesen wäre, dürften Puristen natürlich in Frage stellen – zum Nachteil gereicht die Verstärkung im Bereich der tiefen Frequenzen dem Sound von OBSCURE SPHINX jedoch gewiss nicht.

Doch wie sich die Instrumentalisten auch anstrengen – auch auf dem zweiten Album ist es vor allem Wielebnas Gesang, der die Aufmerksamkeit auf sich zieht und begeistert: Durch den ständigen Wechsel zwischen einer zarten Frauenstimme und den bösartigsten Screams, die man von einer Frau im Metal seit langem gehört hat, sorgt sie nicht nur für beeindrucktes Staunen, sondern auch für die extreme Vielseitigkeit in der Atmosphäre von „Void Mother“: Von melancholisch bis brachial ist hier alles vertreten. Trotz der teils beachtlichen Songlängen von bis zu 15:32 („The Presence Of Goddess“) lassen die einzelnen Stücke dabei nie den sprichwörtlichen „roten Faden“ missen. Einziger Kritikpunkt: Mit neun Songs und einer Spielzeit von 67 Minuten ist „Void Mother“ tendenziell ein bis zwei Songs zu lang ausgefallen. Grade gegen Ende tut man sich doch etwas schwer, dem Werk noch die Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, die es verdient hat.

Mag dieser Umstand „Void Mother“ vielleicht etwas schwerer zugänglich machen – am Ende kann das Fazit, wie schon beim Vorgänger, nur euphorisch ausfallen: Auf ihrem zweiten Album präsentieren sich OBSCURE SPHINX in Sachen Sound und Komposition hörbar gereift – auch, wenn dadurch eventuell hie und da etwas von der Leichtfüßigkeit und Spontanität des Debüts verloren geht. Alles in allem ist den Polen mit „Void Mother“ ein mehr als hörenswertes Album gelungen, das dem Hörer allerdings nicht zuletzt seiner recht langen Spielzeit wegen Einiges abverlangt. Für Fans von Neurosis, Oathbreaker, Amenra und Co. wärmstens zu empfehlen!

Wertung: 9 / 10

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