Review Ofdrykkja – Irrfärd

  • Label: Avantgarde
  • Veröffentlicht: 2017
  • Spielart: Black Metal

Die Vorgeschichte von OFDRYKKJA kann man wohl nur als tragisch bezeichnen: Gegründet wurde die schwedische Band 2012, nachdem Gitarrist Drabbad aus der Anstalt entlassen wurde und die ehemalige Band Apati von Sänger Pessimisten sich aufgelöst hatte, als deren Gitarrist an einer Überdosis gestorben war. Dass OFDRYKKJA sich dem Depressive Suicidal Black Metal verschrieben und unter dieser Flagge ein Debüt namens „A Life Worth Losing“ veröffentlicht haben, verwundert nicht. Drei Jahre später folgt nun der Nachfolger „Irrfärd“, der musikalisch ausgereifter, inhaltlich aber immer noch der Depression und dem Selbsthass verhaftet sein soll. Das Ergebnis ist nichts für schwache Nerven.

Im Gegensatz zu dem eher kompakten Debüt lassen sich OFDRYKKJA auf ihrer zweiten Platte mehr Zeit. Der eröffnende Titeltrack versetzt den Hörer als akustisches Intro erst einmal sacht in eine melancholische Gefühlslage. Doch auch im anschließenden „En Vandrares Börda“ setzen die niederdrückenden, rauschenden Distortion-Gitarren, das sich mit letzter Kraft voranschleppende Drumming und die abgrundtief verzweifelten Vocals erst nach einer Weile ein. Langsam und bedächtig wagen sich OFDRYKKJA mit der Zeit immer weiter in einen selbstzerstörerischen Teufelskreis vor, der sein Ende meist erst jenseits der Zehnminutenmarke findet.

Die Akustikgitarren spielen auch weiterhin eine prägende Rolle, indem sie die sonst so rau vertonte Schwermut von einer sanfteren Seite zeigen, wie etwa im einfühlsamen „Generations Of Hurt“. Gleichzeitig legen sie aber auch die erste Schwachstelle von OFDRYKKJA offen: In seinem Trübsinn scheint das Duo der fehlerfreien Umsetzung nicht viel Beachtung zu schenken. Die Instrumente sind demnach etwas nachlässig eingespielt, was bei den akustischen Gitarren immer wieder zu störenden, schnarrenden Klängen führt. Davon abgesehen ist es durchaus bemerkenswert, wie eindringlich die Schweden ihrer Hoffnungslosigkeit Ausdruck verleihen.

Vor allem der leidgeplagte Gesang, der nur selten herkömmliche Screams beinhaltet, tut sich in dieser Hinsicht hervor. Auch im chaotischen, rückhaltlos wütenden Finale von „Ungdomssår“ stellen OFDRYKKJA ihre gefühlte Ausweglosigkeit geradezu erschreckend schonungslos zur Schau. Trotz seiner überzeugenden Darstellung negativster Emotionen kann „Irrfärd“ über weite Strecken jedoch leider nicht derart mitreißen. Dass die Kompositionen länger ausgefallen sind, macht sie nämlich nicht ausgefeilter, sodass die monotonen, kriechenden und melodisch unspektakulären Songs über weite Strecken eher ermüden als aufwühlen.

„Irrfärd“ hätte das Potential gehabt, ein wahrhaft verstörendes DSBM-Werk zu werden – vor allem die qualvollen Vocals und grundsätzlich auch die gefühlvollen Akustikgitarren sind äußerst emotionsgeladen. Die mangelhafte Umsetzung und die weitreichend belanglosen Arrangements verhindern jedoch, dass OFDRYKKJA ihre Stärken vollends ausspielen können. Ob die zwei Schweden eines Tages noch zu Lifelover, Germ und den anderen Flaggschiffen des Genres aufschließen können, bleibt somit fraglich. Dafür müssten OFDRYKKJA jedenfalls noch hart an ihrem Songwriting arbeiten.

Wertung: 6 / 10

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