Review Okkultist – Reinventing Evil

  • Label: Alma Mater
  • Veröffentlicht: 2019
  • Spielart: Death Metal

Fernando Ribeiro hat offenbar wieder Gefallen an Musik der härteren Gangart gefunden. Nachdem er auf „1755“, dem zuletzt erschienenen Album der Gothic-Metaller Moonspell, beinahe ausschließlich gutturalen Gesang einsetzte, verdingt sich der portugiesische Musiker neuerdings als Betreiber seines eigenen Metal-Labels: Alma Mater Records. Die ersten Schützlinge, die Ribeiro unter seine Fittiche genommen hat, sind die ebenfalls portugiesischen Death-Metaller OKKULTIST. Davon abgesehen, dass die Newcomer zu den wenigen Vertretern ihrer Zunft gehören, die eine Frau hinter dem Mikro stehen haben, konnten OKKULTIST die Erstauflage ihrer Debüt-EP „Eye Of The Beholder“ restlos ausverkaufen und sich damit einiges an Aufmerksamkeit erspielen. Mit „Reinventing Evil“ folgt nunmehr das erste Album in voller Länge.

Die „volle Länge“ beträgt in diesem Fall allerdings gerade mal ungefähr 35 Minuten. Gerade in der Kürze liegt jedoch bekanntlich oft die Würze und OKKULTIST geizen hier keineswegs mit feurig-scharfen Zutaten. Da wären beispielsweise das knackige Gitarrenspiel, das von fiesem Tremolo-Picking über fette Groove-Parts bis hin zu hämmerndem, stampfendem Chugging und einer Handvoll ausgeflippten Soli mehr oder weniger alle Death-Metal-Stilmittel abdeckt, und das punktgenaue Drumming, das sich aus simpel-treibenden Thrash-Beats, Double-Bass und Blasting zusammensetzt. Und dann sind da natürlich auch noch Beatriz Marianos giftige Screams, die zwar nicht allzu viel variiert werden, aber in puncto Stimmgewalt zu keinem Zeitpunkt nachlassen.

Das Wort „gewaltig“ bietet sich auch hinsichtlich der Produktion an: „Reinventing Evil“ klingt herrlich bissig und druckvoll, was sicherlich mitunter dem Mixing von Tue Madsen (Meshuggah, Moonspell, The Haunted) zu verdanken ist. OKKULTIST erfüllen somit sämtliche grundlegenden Anforderungen, die im Allgemeinen an moderne Todesblei-Releases gestellt werden. Mit „Sniff The Blood“ und „I Am The Beast“ sind den Nachwuchs-Death-Metallern zwei höchst eingängige Abrissbirnen gelungen und auch der anschließende Bonus-Track, ein unkompliziert-geradliniges Cover von Bathorys „Satan My Master“, macht Laune.

In den Olymp des Death Metal werden OKKULTIST vorerst aber wohl noch nicht aufgenommen werden. Ein paar der Songs auf „Reinventing Evil“ besitzen leider einen leichten Filler-Charakter und wirken im Vergleich zu den fetzigeren Nummern ein wenig uninspiriert („Sign Of The Ripper“, „Grave Digger“), außerdem verlassen sich OKKULTIST etwas zu sehr auf simple, abgenutzte Rhythmen, die man gefühlt schon allzu oft gehört hat. Die Portugiesen machen ihre Sache ausgesprochen gut und lassen sich insgesamt kaum etwas zu Schulden kommen, nach der im Albumtitel versprochenen „Neuerfindung des Bösen“ sucht man hier jedoch vergebens.

Dass OKKULTIST bereits so früh in ihrer Musikkarriere mit alten Hasen wie Ribeiro und Madsen zusammenarbeiten dürfen, ist durchaus nachvollziehbar. Die fünfköpfige Truppe versteht sich eindeutig darauf, kurzweilige Nackenbrecher zu kreieren und Marianos gutturaler Gesang kann sich problemlos mit dem von Alissa White-Gluz (Arch Enemy) oder Lauren Hart (Once Human) messen. Selbst die eher generischen Tracks auf „Reinventing Evil“ halten durchgehend einen gewissen Standard, sodass man die Platte gut in einem Zug durchhören kann, ohne sich dabei unterfordert zu fühlen. Die nächste große Sensation im Death Metal liefern OKKULTIST damit allerdings noch nicht ab, dafür fehlt es dem Debüt dann doch an dem gewissen Etwas.

Wertung: 6.5 / 10

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