Das ein oder andere Vorbild hat wohl jede Band beziehungsweise jeder Musiker – was ja auch völlig in Ordnung ist. Hört man dieses dann jedoch all zu deutlich heraus, wird die Sache komplizierter… Geklaut? Angelehnt? Inspiriert? Oder schlicht und ergreifend vom gleichen Geist getrieben? OMITIR, das Projekt des Portugiesen Joel Fausto, ist ein Fall, in dem sich genau diese Frage aufdrängt.
Denn nicht nur das Bandphoto, auf dem Joel mit einer Schnapsflasche posiert, sondern vor allem die Musik lässt mehr als deutlich an den Schweden Niklas Kvarforth und die Frühwerke von dessen Band Shining denken. Auch hier hat man es mit Depressive / Suicidal Black Metal zu tun, geschrammelte Riffs wechseln sich mit ruhigen, beklemmenden Cleanparts ab, alles gehalten in rohem, sinistrem Soundgewand. Dass Fausto seine Sache dabei schlecht machen würde, kann man nicht einmal sagen, und ist auch nicht das, worauf ich hinaus möchte – allein, die Kreativität ist hier leider etwas auf der Strecke geblieben, hat man doch ständig Shining im Ohr und fragt sich darüber hinaus, warum man, wenn man diese kennt, OMITIR hören sollte…
Eine Antwort, die deutlich für OMITIR sprechen würde, vermag auch ich leider im gesamten Verlauf des Albums nicht zu finden, reicht das Dargebotene doch in seinen besten Momenten wie dem wirklich stimmigen Riffing im Mittelpart von „Fase I: Foco Abrupto“ oder dem bedrückenden Clean-Gitarren-Intro von „Fase IV: O Dramaturgo“ grade so an die eher durchschnittlichen Kompositionen der Schweden heran.
Wer auf Bands wie Silencer oder eben Shining steht und vor versammeltem Freundeskreis mal wieder eine echte Undergroundband aus dem Zylinder zaubern möchte, macht bei OMITIR sicher nichts verkehrt… ist das zweite Album des Portugiesen doch sowohl kompositorisch als auch bezüglich der technischen Umsetzung gut gemacht und somit sicherlich kein Fehlgriff. Die Erleuchtung oder auch nur ein Fünkchen Innovation darf man sich von „Cotard“ jedoch nicht erwarten.
Wertung: 6.5 / 10