Review Område – Nåde

Von all den etablierten Metal-Subgenres, denen die verschiedensten Vertreter zugeordnet werden, ist der Avantgarde Metal als Begriff wohl das nichtssagendste. Die Bands, die mit dieser Stilrichtung bezeichnet werden, weil sie anders kaum in eine Schublade zu stecken wären, könnten unterschiedlicher nicht sein. Während man bei Death oder Black Metal meist ungefähr weiß, woran man ist und ob einem das Gespielte zusagt oder nicht, muss man also jede avantgardistische Metal-Band einzeln anhören, um sich ein Bild davon zu machen. So auch im Fall von OMRÅDE, die mit „Nåde“ ihr zweites Full-Length veröffentlichen. Wie dieses wohl klingen mag?

Die einzelnen Stilmittel, die sich das Duo, dessen Herkunft bewusst unter Verschluss gehalten wird, zunutze macht, ließen sich eigentlich recht einfach kategorisieren – außergewöhnlich ist hier vielmehr die Zusammensetzung. Ohne Unterlass wechseln OMRÅDE jazzige Basslines und geschmeidige Saxophon-Töne („The Same For The Worst“) mit zurückgelehnten Beats, verträumten Clean-Gitarren („XII“) und mysteriösen (Symphonic-)Keyboards und Piano ab, hin und wieder finden sich auch mal härtere Gitarren und sogar Blast-Beats.
Ermöglicht wird dieser wilde Stilmix durch die Beiträge zahlreicher Gastmusiker, die OMRÅDE mit ihren Instrumenten zur Seite stehen. Nicht nur instrumental, auch gesanglich legen OMRÅDE den Fokus eher auf Avantgarde denn auf Metal. Soll heißen: Gutturalen Gesang bekommt man nur überaus selten zu hören, die meiste Zeit über werden die Texte in Form von hohem, nasalem Klargesang vertont. Damit wären wir auch schon bei dem offensichtlichsten Schwachpunkt von „Nåde“ angelangt (weitere folgen). OMRÅDE liefern diesbezüglich nämlich ein Paradebeispiel dafür ab, wie furchtbar der Versuch, theatralisch zu klingen, nach hinten losgehen kann, wenn ein schwacher Sänger höher singt, als er in Anbetracht seiner Fähigkeiten sollte, und die Gesangslinien komplett ziellos wirken.
Ohne klare Endstation ist jedoch auch das Songwriting. An Abwechslung mangelt es diesem zwar ganz und gar nicht, doch die sich vermeintlich aufbauende Spannung entlädt sich nie, sodass die Platte die meiste Zeit über einfach nur langweilt oder im schlimmsten Fall sogar die Nerven strapaziert. Das können ein hübsches, malerisches Artwork und eine klare (allerdings etwas kraftlose) Produktion leider auch nicht aufwiegen.

Der Einsatz außergewöhnlicher Instrumente ist leider noch kein Garant für ein außergewöhnlich gutes Album – eine Tatsache, die OMRÅDE sich in Zukunft besser hinter die Ohren schreiben sollten. Zwar finden sich auf ihrem zweiten Full-Length „Nåde“ ein paar schöne Momente, denen man eine gewisse Kreativität nicht absprechen kann, doch einen Großteil der Arrangements kann man getrost als kompositorischen Nonsens abtun. Manchmal verderben viele Köche eben wirklich den Brei. Vielleicht können sich die beiden Avantgarde-Musiker besser entfalten, wenn sie ihren Sound in Zukunft etwas mehr eingrenzen – und zumindest so lange nur screamen, bis sie einen guten Sänger finden.

Wertung: 4 / 10

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