Review Oneirogen – Convivium

  • Label: Denovali
  • Veröffentlicht: 2016
  • Spielart: Ambient

2015 legte der New Yorker Musiker Mario Diaz de Leon mit seinem ansonsten großartigen Ambient-Projekt ONEIROGEN eine EP vor, die so wenig mit dem von den bisherigen zwei Alben bekannten Sound gemein hatte, dass sie selbst Verehrern dieser Werke nicht vorbehaltlos empfohlen werden konnte. Bei „Convivium“ handelt es sich nun wieder um ein Full-Length-Release – und Mario Diaz de Leon rückt gerade, was mit „Pentitude“ in Schieflage geraten war.

Vergessen nämlich sind die aggressiven Sounds, die fast rasend machenden, repetitiven Klänge, die chaotischen Arrangements, die die 2015er-EP prägen. Stattdessen geht es mit ONEIROGEN nun dort weiter, wo „Kiasma“ endete: Bereits der Opener „Siege“ besticht mit einer eindringlichen Mischung aus ruhigen Tonfolgen und aggressiven Beats – und stimmt damit perfekt auf all das ein, was da kommen mag. Und das ist viel: Mal von hypnotischen Synthesizern („Sacrum“), mal flotter und noisiger („Rupture“), mal schleppend und zäh wie Kaugummi („Engulfment“) und zu guter Letzt fast melancholisch-ruhig – ONEIROGEN bietet wieder die Klangvielfalt, für die dieser Name schon auf den letzten Alben stand.

Doch nicht der bloße Abwechslungsreichtum macht hier die Qualität – vor allem ist es die Dramaturgie, die den Kompositionen innewohnt. Wie den eher im Post-Rock verhafteten Genre-Kollegen Collapse Under The Empire gelingt es auch ONEIROGEN, den Hörer mit Sounds quasi einzuwickeln. Während man andere Songs in sich aufnimmt, wecken die Songs von „Convivium“ das Gefühl, von der Musik aufgesogen zu werden. Gesangseinsatz ist auf den sieben Tracks eher die Ausnahme als die Regel – wenn, setzt Mario Diaz de Leon diesen jedoch auch eher als Stilmittel ein: Maximal verzerrt und verfremdet fügen sich die Vocals schlüssig in den elektronisch geprägten Gesamtkontext.

War die stille Szenerie auf dem „Plentitude“-Cover noch eher trügerisch, drückt das Artwork von „Convivium“ aus, was man auf dem Silberling zu hören bekommt: Unstörbare Ruhe, Zeitlosigkeit, Endlosigkeit… Atmosphäre pur. Mit seinem dritten ONEIROGEN-Album setzt Mario Diaz de Leon damit nach einem Ausreißer in EP-Format seine starke Serie fort und kehrt zu dem Sound zurück, für den der Name ONEIROGEN steht: Elektronisch geprägten Ambient mit einzigartig dichter Atmosphäre. Grandios!

Wertung: 8.5 / 10

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