Der Norden bietet bekanntlich seit Anbeginn der schwermetallenen Zeitrechnung äußerst fruchtbaren Boden für das Gedeihen von Metalbands – auf deutscher Seite dank Formationen wie Helloween, Gamma Ray und dergleichen allerdings eher im Hinblick auf den Power Metal. In Dänemark sieht das anders aus, denn mit Artillery hat jenes Land mindestens eine höchst erfolgreiche Thrash-Metal-Band hervorgebracht. Das färbt möglicherweise ab, denn die aufstrebenden OUTBURST aus der deutsch-dänischen Grenzstadt Flensburg schicken sich nun an, das Genre zu erobern.
OUTBURST gehen auf ihrem ersten Album keinerlei Kompromisse ein: Ab dem Opener „Written In Blood“ (dem ein nettes Akustikgitarren-Intro vorangeht) spielt die Band astreinen Thrash Metal der alten Schule. Dabei fällt sogleich die Präzision, mit der die Truppe zu Werke geht, positiv auf, denn so treffen die schneidenden Riffs der Combo wirklich voll ins Schwarze. Auch Sänger Philip macht sich in diesem Kontext hervorragend, denn der Mann keift so richtig schön authentisch ins Mikro. Fans von traditionsbewusster Bay-Area-Kloppe dürften bei den Flensburgern also gleich hellhörig werden.
Wie sich auch an Nummern wie „Assaulter“ zeigt, sind OUTBURST auf „Devouring The Masses“ vornehmlich im höheren Geschwindigkeitsbereich unterwegs. Das funktioniert, noch ein bisschen cooler wird es allerdings in einem groovenden Song wie „Warfare“, in dem die Band ein gutes Gespür für griffiges Riffing beweist. Wie erwähnt sind die Songs auf ihrer ersten Platte alle hinreichend authentisch, jedoch können sich vor allem die schnelleren Nummern – die nun mal die Mehrheit des Materials ausmachen – einer gewissen Gleichförmigkeit nicht erwehren. Echte Highlights sind längere Stücke wie der Titeltrack und „Next To Die“, in deren Vielschichtigkeit sich sogar erhabene Melodien verstecken.
So weit, so solide. Die Sollbruchstelle von „Devouring The Masses“ ist leider die Produktion: Nun ist der analoge Proberaum-Sound gerade im ranzigen Speed Metal durchaus erwünscht, aber dafür ist die Musik von OUTBURST viel zu aufgeräumt. Natürlich kann sich nicht jede Band ein teures Studio leisten und das Debüt der norddeutschen Thrasher entstand vermutlich mit überschaubarem Budget. Aber heutzutage geht auch das besser als auf dieser Platte: Ein rumpelndes Drumkit und viel zu leise Leadgitarren klingen zwar „analog“, werden dem präzisen, scharfen Sound von OUTBURST aber in keiner Weise gerecht.
OUTBURST liefern mit „Devouring The Masses“ ein vielversprechendes Debüt ab, auf dem das Potenzial der Flensburger bereits deutlich wird. Es besteht aber noch Luft nach oben: Zum einen hebt sich die Band mit ihrem Standard-Thrash (so authentisch der auch sein mag) kaum von anderen Vertretern der Sparte ab und zum anderen landet „Devouring The Masses“ klanglich weit hinter so ziemlich jeder anderen Underground-Thrash-Platte, die aktuell zu haben ist. Beides ist lösbar, denn eine eigene Identität werden OUTBURST im Laufe der Zeit sowieso entdecken und zeitgemäße Produktionen gibt es inzwischen auch für den kleinen Geldbeutel. Unbedingt weitermachen!
Wertung: 6 / 10