Review Pandora – Melancholic Freedom

  • Label: Xochipilli
  • Veröffentlicht: 2010
  • Spielart: Rock

Pandora, das ist nicht nur die Gestalt die mit ihrer Unheil bringenden Büchse die griechische Mythologie auf den Kopf stellte, nein. PANDORA sind vor allem auch Annie (Gesang, Gitarre), ihre Schwester Mia (Bass) – und der Schlagzeuger Roman als Hahn im Korb. Das Trio aus dem belgisch-deutschen Grenzgebiet Eupen wird in seiner Heimat bereits als angesagter und erfolgreichster Newcomer-Act überhaupt gehandelt und erspielt sich derzeit auch in Deutschland und dem europäischen Ausland Rang und Namen. Mit ihrer Single-Auskopplung „Breed My Dye“ katapultierten sich PANDORA mit ihrem erfrischenden Mix aus Grunge, Punk und Rock ‚N‘ Roll dann auch direkt auf den 3. Platz der belgischen Alternative Charts. Im Januar diesen Jahres schlüpft dann auch endlich das längst überfällige Debütalbum „Melancholic Freedom“ aus dem Ei und wird – so viel ist sicher – für ordentlich Wirbel sorgen.

Wirbel deshalb, weil im vergangenen Jahres kaum etwas erschienen ist, das den Debütanten von PANDORA (von den neuen Alben von Alice In Chains und Pearl Jam mal abgesehen) das Wasser reichen könnte – und Wirbel auch deshalb, weil es trotz des noch bevorstehenden Jahres fraglich bleibt, dass etwas Vergleichbares auf diesem Sektor nachkommt. So viel sei zum Anfang schon mal verraten.
Tatsächlich starten die Eupener mit dem Opener „Rock N Roll“ mit einem Statement, wie es deutlicher nicht sein könnte. PANDORA sind durch und durch Rock ‚N‘ Roll, atmen des Spirit der ’90er – der Rock fließt durch alle Venen. Mikrofonbefeuchtering und Gitarristin Annie zeigt sich angenehm kompromisslos, nimmt Wörter in den Mund, für die man ihr in frühester Jugend den Mund mit Seife ausgewaschen hätte. Aber genau das macht die Musik des Trios aus, so unberechenbar, geradlinig, schlicht und ergreifend authentisch. Eigenschaften, nach denen man sich bei vergleichbaren Bands einen Wolf suchen kann.

Von melancholisch angehauchten Reißern wie „Breed My Dye“ (wozu es ein tolles Video gibt) über Rhythmus- und Stimmungswechselüberraschungen („Cup Of Poison“ und „Dark Milk“) bis hin zu beeindruckend rotzigen Nummern – PANDORAs Repertoire scheint grenzenlos.
Tatsächlich beeindruckt Frontsau Annie mit einer Stimmgewalt, die schwer an Dave Grohl und Kurt Cobain erinnert; sie brüllt, sie faucht, schreddert ihre Stimmbänder. Sie hat Grunge, Punk und Rock ‚N‘ Roll verinnerlicht, lebt ihn. Wer den PANDORAnern Parallelen zu Nirvana vorwerfen will darf das – ungerechtfertigt ist das bestimmt nicht. Aber gerade die Verinnerlichung und die pure Wiedergeburt des Geistes, den auch Nirvana in den ’90ern lebten, macht PANDORA zu einem eigenständigen Act, dessen Qualität weit über die Anleihen bekannter Vertreter des Genres hinaus geht.
Tracks a lá „Bohemian Dust Cakes“ und „Like A Pissed Flower In Spring“ machen dabei gleich zweierlei deutlich: zum einen lebt „Melancholic Freedom“ von krassen Gegensätzen, die nicht nur – wie an diesem Beispiel – in einigen Titeln, sondern auch der Musik selbst herrschen. Und zum anderen erleben Dissonanzen und Disharmonien bei den Durchstartern ihren zweiten Frühling.

Bis auf das etwas ruhiger geratene Schlusslicht „Rays Light Our Last Day“ gehen PANDORA keine Kompromisse ein, bleiben sich selbst auf ganzer Linie treu und versetzen den Hörer in Staunen. Kurzum lässt sich sagen: „Melancholic Freedom“ ist der laute, ungemütliche, provokante, (positiv) primitive und vulgäre verlängerte Fuß für den Tritt in jeden Spießerarsch. Anbiedern und musikalische Gleichschaltung des Erfolgs wegen ist nicht. Getreu dem Song „Rad Masturbation“ lautet das Fazit deshalb:

„Girl you need to masturbate,
I won’t fuck you anyway.“

In diesem Sinne: hört PANDORA und besorgts euch selbst!

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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