Review Perdition’s Light – Endzeit 2.0

Eine gewisse Rastlosigkeit ist vermutlich eine Grundvoraussetzung, wenn man sein Leben der Musik widmen möchte. Bei manchen künstlerisch getriebenen Individuen scheint dieser Wesenszug jedoch exorbitant ausgeprägt zu sein. Da bleibt es dann oft nicht bei nur einer Band, wie etwa im Fall von Sorath (Thorngoth, Lost Life) und Umbra (Nebelkrähe, Atrorum), die mit PERDITION’S LIGHT ein neues Projekt aus der Taufe gehoben haben. Wer die bisherigen Kreationen des Duos bereits kennt, kann sich schon ungefähr ausmalen, in welche Richtung ihr Debüt „Endzeit 2.0“ geht: Auf einem schwarzmetallischen Fundament errichten die beiden Deutschen ein finsteres, avantgardistisch angehauchtes Klanggebilde, das sich mehr als einmal über die Grenzen der Spielart hinwegsetzt.

Der Ausgangspunkt ist, wie bereits erwähnt, der Black Metal, der bei PERDITION’S LIGHT vor allem über Umbras wahnsinnige Screams, die pechschwarzen Gitarrenmotive und die brachialen Schlagzeugrhythmen in Erscheinung tritt. Darüberhinaus bedient sich das Duo jedoch in vielen Aspekten des Instrumentariums anderer Musikrichtungen. So könnten die vor allem in den verhängnisvollen Down-Tempo-Nummern aus dem Dunkeln hervorkriechenden Leadmelodien ebenso auf einer reinen Doom-Platte Angst und Schrecken verbreiten („Bleeding Tides“).

Produktionstechnisch und rhythmisch erinnert „Endzeit 2.0“ hingegen eher an modernen Death Metal. Die Töne, die PERDITION’S LIGHT aus den Saiten hervorzwingen, klingen deshalb ebenso wie die Growls und das wuchtige Drumming oft allzu grobschlächtig und hämmernd, zugleich aber auch übertrieben sauber („Mourning’s Breeze“). Was PERDITION’S LIGHT jedoch am meisten von dem Gros der Extreme-Metaller abhebt, sind die ebenfalls äußerst düsteren Clean-Gitarren, der durchaus frequentiert eingesetzte Klargesang und die geschmackvollen Keyboards.

Während die eher schrulligen, bisweilen etwas schrägen Cleans den Tracks leider nicht immer mit Erfolg den gewünschten, bedrückenden Touch verleihen, spinnt das Zweigespann mithilfe des Tasteninstruments tatsächlich eine dichte, lichtlose Atmosphäre. Ob nun mit exquisiten, dezent klassischen Melodiebögen wie auf „Blackened Wine Of Remembrance“ oder bewusst minimalistisch mit vereinzelten Noten („Seelentransplantation“), am Keyboard zeigen PERDITION’S LIGHT wahre Klasse. Auch die tragischen Synthesizer machen „Endzeit 2.0“ zu etwas Besonderem, hin und wieder klingen sie jedoch unpassend schrill in den Ohren, zum Beispiel auf dem letztplatzierten Titeltrack.

Dass die beiden Musiker, die hinter PERDITION’S LIGHT stecken, außergewöhnlich begabte Songwriter und Instrumentalisten sind, haben sie in ihren „Hauptbands“ schon mehr als einmal bewiesen, und es zeigt sich auch in ihrem neuen Output. Dennoch macht „Endzeit 2.0“ gerade im Vergleich zu den bisherigen Schöpfungen der zwei Black-Metaller noch einen recht unausgegorenen Eindruck, obwohl seine Entstehungsgeschichte bis 2010 zurückreicht. Der Sound und die Rhythmusfraktion wirken im Gesamtkontext zu stumpf, der nicht-gutturale Gesang ein wenig schief und die an sich durchaus interessanten Synthesizer mancherorts etwas deplatziert. Doch wenngleich man vorerst wohl lieber noch mit den anderen Projekten des Duos vorlieb nehmen sollte, ist bei PERDITION’S LIGHT bereits jetzt enormes Potential erkennbar.

Wertung: 6.5 / 10

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