Review Perfect Beings – Vier

PERFECT BEINGS sind eine der im Underground bekannteren Prog-Bands. Und Prog heißt in diesem Fall „Prog“, ohne „Metal“. Zumindest finden sich auf ihrem neuen Album „Vier“ wirklich kaum Elemente, die man guten Gewissens dem Metal zuordnen könnte.

Stattdessen gibt es auf dem Opus (wie es die Band selbst nennt) ruhige Musik zum Genießen. Das gesamte Album ist sphärisch und voller Leichtigkeit. Lockere Klänge von Holzblasinstrumenten oder Klavier sind oftmals dominanter als die Vocal-Parts. Ob dies ein Mangel ist, muss jeder selbst entscheiden, aber wer gerne intensiven, tiefe Emotionen transportierenden Gesang hört, wird hier wohl etwas zu kurz kommen. Auch kann Sänger Ryan Hurtgen stimmlich nicht mit den bekannten Genregrößen wie z. B. Einar Solberg mithalten, wenngleich auch Mr. Hurtgen oft und gerne sehr sanft und schmeichelnd in höheren Lagen singt und natürlich sein Handwerk bestens beherrscht. Wer jedoch beispielsweise durch Leprous überhaupt erst auf Prog-Musik aufmerksam geworden ist und nun Vergleichbares sucht, sollte sich eher an die Bands Agent Fresco oder Haken halten. PERFECT BEINGS beinhalten sehr viel mehr klassische Elemente als die zuvor genannten.

„Vier“ könnte man sogar gut und gerne als vornehmlich klassisches Album mit nur leichten Prog- und Avantgarde-Elementen bezeichnen. Die von der Band selbst kategorisierte Stilrichtung „Prog-Rock“ bedarf jedenfalls bei diesem Album der erneuten Prüfung. Häufig driften PERFECT BEINGS sogar in Richtung Smooth Jazz ab, was vor allem durch die genretypischen, zwanglosen, entspannten Saxophon-Klänge unterstrichen wird.

Warum ein deutschsprachiger Albumtitel gewählt wurde, bliebe wohl in einem Interview zu klären, da die Band doch eigentich aus Los Angeles stammt. Aber die Zahl erklärt sich durch die vier Zyklen, die das Album durchläuft. Diese nennen sich „Guedra“, „The Golden Arc“, „Vibrational“ und „Anunnaki“, die sich aber in 18 einzelne Tracks aufteilen. Am Ende summiert sich dies zur beachtlichen Spielzeit von einer Stunde und zwölf Minuten.

Erst im zweiten Viertel des Albums wird es mit dem Song „Turn The World Off“ minimal experimenteller. Man switcht in den Midtempo-Bereich und die Instrumentierung sowie die Melodielinien brechen hier und da mal etwas aus und reißen den Hörer aus der Trance, in die er zu Beginn von „Vier“ versetzt wurde. Auch überrascht man kurzzeitig mit sanftem, weiblichem Backup-Gesang.

Beim kurzen, aber intensiven Track „America“ gibt es überraschenderweise doch noch ein Element, was entfernt als metal-lastig bezeichnet werden könnte. Nämlich eine E-Gitarre, die die softe Ballade begleitet. Allerdings ist dies wohl eher als Eskapade anzusehen, um Abwechslung in die Klangwelten des Albums zu bringen. Die Melodie ist sehr episch und eingängig, und mit großer Wahrscheinlichkeit ist dies der einzige Track, den man der eher metal-liebenden Leserschaft als Anspieltipp ans Herz legen könnte.

Aber der Großteil des Albums bleibt gediegen, einfühlsam, locker und entspannt. PERFECT BEINGS laden mit „Vier“ auf eine atmosphärische Kurzreise durch angenehme, leichtverdauliche Klangwelten ein, die so manchen Klassik- und Smooth-Jazz-Fan begeistern könnten, weil ihnen hier in der Prog-Variante eine neue Interpretation und somit Abwechslung geboten wird.

Wertung: 6.5 / 10

Publiziert am von Uta A. (Gastredakteurin)

Ein Kommentar zu “Perfect Beings – Vier

  1. Nur mal zum Verständnis. Progressive Rock gab es schon lange, lange bevor aus Hard-Rock Metal wurde. Die PB richten sich nach dieser Spielart und lassen klassische und jazzige Elemente in ihre Musik einfließen. Das ist in diesem Genre nicht ungewöhnlich. Man braucht definitiv keinen Metal um Prog-Rock zu machen. Und eine Band wie Leprous ist bei weitem nicht so progressive wie die Perfect Beings. Die kompositorische stilistische Vielfalt machen ware progressive Musik aus. Innovation ist der Schlüssel. Und by the way, nur wenige Clicks hätten gereicht um das Geheimnis um den deutschen Albumtitel zu lüften.

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