Sonja Kraushofer, bekannt als Sängerin von L’âme Imortelle, legt nun mit ihrem Soloprojekt PERSEPHONE nach drei Jahren ein neues und viertes Album vor. „Letters To A Stranger“ heißt es und zu allererst muss die tolle Aufmachung gelobt werden: Die CD befindet sich in einer schicken Box, darin befinden sich neben dem eigentlich Hauptdarsteller noch ein doppelseitiges Panorama-Pösterchen sowie die elf Liedtexte auf jeweils einem Brief. Durch die verschnörkselte Schrift zwar etwas schwer lesbar, trotzdem aber eine schöne Idee und ein edles Ergebnis, dass sich gut im Regal macht.
Das alles hilft aber nichts, wenn die Musik hinter der Fassade nichts taugt, und hier dürften sich einige die Zähne ausbeissen können. Sonjas mächtige Stimme dominiert die gesamte Spielzeit über und steht stets im Vordergrund – wer sich also schon mit dem Gesang von L’âme Imortelle schwer tut, wird hier wenig Chancen auf Freude haben. Im Gegensatz zu ihrer Hauptband aber packt die gute eine noch weitere Bandbreite ihres Gesanges aus – traurig, sehnsüchtig, melancholisch, depressiv, zerbrechlich, unglaublich kraftvoll und schlicht höchst emotional agiert sie, je nach der erforderlichen Stimmungslage des Liedteiles hat sie die passenden Töne parat.
Instrumental übernehmen vor allem Klavier- und Streicherklänge von insgesamt drei Celli die Hauptrolle. Das Cello-Aufgebot aber sollte nun keineswegs an Apocalyptica erinnern, die Finnen rocken ja auch heute noch mächtig, PERSEPHONE dagegen lassen sich nicht hetzen und kredenzen ruhige, tiefgehende und düster-romantische Musik, die zwischen träumerisch schön und verdammt anstrengend pendelt. „Everlasting“ etwa ist ein schwerfälliger Trauerklos erster Klasse, „Wishful“ oder „Buried“ dagegen sind überaus komplex und verlangen dem Hörer damit alles ab, zum schlichten Nebenbeihören findet man hier eh nichts. „Fateful“ und „Stained“ dagegen sind sehr ruhige Stücke, die sich langsam steigern und pure Gänsehautstimmung erschaffen, sei es nun durch dramatische Streicherarrangements oder Sonjas großartige Stimme. Mehr Abwechslung gibt es auch noch mit der überraschenden Tango-Nummer „Mean“ und dem abschließenden „Merciless“, das als einziges elektrische Rock-Klänge anschlägt.
„Letters To A Stranger“ ist kein Album für jede Stimmung, kein Album für jede Zeit, kein Album für jeden Hörer. PERSEPHONE erschufen hier ein Werk, das perfekt für die herbstliche Jahreszeit gemacht scheint, um sich bei draußen unangenehmen Verhältnissen auf die Couch zu kuscheln und einfach in der Musik zu versinken. Mit L’âme Imortelle hat das jedenfalls alles gar nichts zu tun. Kein Gothic, kein Metal, kein Rock, keine Electronica, kein Pop… Nennen wir es mal Neoklassik. Ein sehr schönes Album jedenfalls (optisch wie akustisch), das den einen schlicht langweilen und den anderen begeistern und berühren wird.
Wertung: 8 / 10