Die Verdienste deutscher Thrash Metal-Vorreiter wie Destruction, Kreator oder Sodom können gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Sie waren Wegbereiter des Thrashs auf dem europäischen Kontinent, während zeitgleich auf der anderen Seite des großen Teichs in den USA die Post abging. Eine der Bands, die damit den Weg geebnet bekamen, sind die 2006 im idyllischen Weil am Rhein gegründeten PESSIMIST. Die Umgebung der Hauptstadt der Dreiländerbrücke (Schweiz, Österreich und Deutschland) kann nicht für die immensen Aggressionen gesorgt haben, die das Quintett jetzt mit seinem ersten Langspieler „Call To War“ abzubauen versucht.
Mitte Dezember über Firefield Records erschienen hat sich der Silberling neun Tracks mit einer stattlichen Spielzeit von etwas mehr als 50 Minuten um die Rundung geschnallt. Visuell erinnern die Mannen stark an Coverartworks von Sodom, dass der Opener den deutschen Titel „Trommelfeuer“ trägt, mag vielleicht als positives Zeichen interpretiert werden.
Tatsächlich gibt es bei diesem Startschuss nichts zu bemängeln. Der Track, an sich auf Englisch vorgetragen, wartet nur im Refrain mit einigen deutschen Brocken auf, versprüht sonst vor allem das Gefühl: „Hi, hier sind wir – neu und hungrig!“. Auch im Folgenden ist genau das das überragende Gefühl, dass man bei PESSIMIST hat – dass die Jungs hungrig sind und – abgesehen vom ohnehin schon vorhandenen spielerischen Potential – willens sind, sich in Zukunft noch merklich zu steigern.
„The Massacre Of Nanking“ hält diesen Eindruck mit wahrhaftigen Riffgewittern weiterhin aufrecht, während „Infernal Death“ über einen angenehmen Todesmetall-Touch verfügt, der sich vor allem im markanten Drumming offenbart. Frontmann Michael Schweitzer wird bei seinen amtlichen Vocals phasenweise mit Gruppenshouts seiner Crew unterstützt, was der Abwechslung geschuldet wird. Dazu trägt nicht nur das Prelude „Arm For War“ bei, sondern auch die allgemein äußerst schwunghafte Stimmung.
In wirklich seichte Gefilde driften PESSIMIST zwar nicht ab. Trotzdem schaffen es die Full-Length-Debüttanten mit dezenten Stimmungs- und Rhythmuswechseln, eine beachtliche Spannung aufzubauen. Dass diese als Gesamtwerk „Call To War“ auch noch Sinn macht, spricht für sich. Der entsprechende Härtegrad wird im Folgenden mit dem Gassenhauer „It’s Time To Fuck (With Hate)“. Was da bei den Thrashern falsch lief oder läuft lässt sich zwar nicht weiter feststellen – Fakt ist aber, dass die Scheibe damit einen ihrer besten Tracks gefunden hat.
So lässt sich das Urteil über „Call To War“ auch ziemlich leicht fällen. Wenn man alle Fakten auf den Tisch bringt, kann man es darauf begrenzen, dass hier nicht wirklich etwas neues oder revolutionäres geboten wird – gleichzeitig aber eine derartige Portion Spielfreude und Energie mit ihm Spiel lässt, die einen darüber getrost hinwegsehen lässt. Für ein Debüt wirklich beachtlich – gerne mehr davon!
Wertung: 7 / 10