Plaguestorm Purifying Fire Coverartwork

Review Plaguestorm – Purifying Fire

PLAGUESTORM quellen regelrecht über vor Verehrung des Melodic Death Metal. In jeder Faser der Band pulsieren In Flames, At The Gates oder Edge Of Sanity. Dabei bieten PLAGUESTORM zwei Besonderheiten: Erstens stammen sie nicht aus skandinavischen Gefilden, sondern aus Argentinien, zweitens ist Sebastián Pastor nicht nur der Kopf, sondern auch fast alles andere in der Band. Er schreibt die gesamte Musik samt Texten, spielt Gitarre und Bass, programmiert das Schlagzeug, erstellt die Orchestrierung und produziert – ein wahrer Tausendsassa, der seine Vision umsetzt. Als Sänger hat er sich, wie beim 2019er Vorgänger „Mother Of Plagues“, wieder Engel-Frontmann Mikael Sehlin an Bord geholt.

Der Opener „Evolution Towards The End” bietet direkt alles, was sich Genrefans wünschen: hohes Tempo, aggressives und scharfes Riffing, melodische Leads, gut gesetzte Breaks und wütende Vocals. Sehlin zeigt dabei seine große Bandbreite zwischen tiefen Growls sowie kehligem und klarem Gesang. Dazu kommen intelligent eingesetzte Soli von den beiden Gastgitarristen, die ebenso wie das gesamte Material auf einem technisch hohen Niveau sind.

Der Titeltrack „Purifying Fire“ verdeutlicht die Qualität des Songwritings: Nach einem ruhigen orchestralen Beginn setzen heftige Blastbeats ein, verbunden werden beide Extreme durch eine melancholische Atmosphäre. Danach entwickelt sich ein starker Song mit einigen Breaks, klugen Geschwindigkeitswechseln, mehreren tollen Soli und einprägsamen Harmonien. Die eben erwähnte Melancholie ist ein gewichtiger Punkt: Die ganze Scheibe strahlt eine wehmütige Stimmung aus, wie sie ansonsten eher Bands wie Katatonia oder Evergrey zu erzeugen vermögen. Das kommt vor allem beim abschließenden, fast zehnminütigen „Burning Paradise“ mit seinen langen, ruhigen Instrumentalpassagen zum Tragen.

Der Schwermut kommt auch daher, dass sich PLAGUESTORM größtenteils mit der Evolution des Menschen und deren negativen Auswirkungen auf unsere Umwelt beschäftigen. Ein aktuell hochbrisantes Thema, angesichts der weltweiten Häufung an Waldbränden und Überschwemmungen im vergangenen Sommer. Mehr noch klagt Pastor aber die bewusste und kommerziell getriebene Ausbeutung der Natur an. Neben der Instrumentierung und dem textlichen Konzept trägt Sehlin einen großen Anteil zur Atmosphäre bei: Sein Klargesang zeigt hymnischen Charakter; gleichsam klingt er bedrückt und anklagend, dabei immer kräftig und nie zu soft. Zudem verleiht er der Scheibe einen interessanten modernen Anstrich, der manche Puristen wohl abschrecken wird, aber den Old-School-Charakter gewinnbringend erweitert. In die Kategorie „Alte Schule“ kann man die raue, kantige Produktion stecken. Die stellenweise billig wirkende Orchestrierung und der Klang der programmierten Drums sind zwar nicht auf höchstem Niveau, für das sicher kleine Budget der Platte aber amtlich und charmant.

„Purifying Fire” ist eine Liebeserklärung an den Melodic Death Metal, das Album lebt und atmet die Göteborger Schule. Tracks wie „Back To Zero“ und „You Against The World“ wecken wohlige Erinnerungen an „The Gallery“ von Dark Tranquillity (1995) oder „The Jester Race“ von In Flames (1996). Die Stimmung dieser über 25 Jahre alten Alben wird auf faszinierende Weise eingefangen. PLAGUESTORM würde ein Quäntchen mehr Eigenständigkeit zwar guttun, die Band verkommt durch das moderne Element und die konzeptuelle Ausrichtung aber nie zu einem nostalgischen Plagiat. Für Melodeath-Anhänger ist „Purifying Fire“ trotz kleiner Mängel eine unbedingte Empfehlung.

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Wertung: 8 / 10

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