Review Progenie Terrestre Pura – starCross (EP)

Dass kompositorische Ambitionen ohne fokussierte Zielsetzung gehörig schiefgehen können, haben die italienischen Space-Metaller PROGENIE TERRESTRE PURA mit ihrer zweiten Platte „oltreLuna“ leider mehr als deutlich veranschaulicht. Scheinbar wahllos reihte das Trio darauf mechanischen Black Metal, dröhnende Electro-Sounds und völlig deplatzierte Weltmusik-Klänge aneinander – eine seltsame Mischung, die selbst in ihren besten Momenten unter der allzu grobschlächtigen Produktion litt. Auf ihrer mittlerweile zweiten EP „starCross“ haben PROGENIE TERRESTRE PURA die Karten jedoch neu gemischt, sodass man durchaus in Betracht ziehen sollte, den Südeuropäern noch eine Chance zu geben.

Für das halbstündige Minialbum haben sich PROGENIE TERRESTRE PURA von Vorzeigewerken des Weltraum-Horrors wie Ridley Scotts „Alien“, Grant Morrisons „Nameless“ sowie dem Videospiel „Dead Space“ inspirieren lassen und davon ausgehend eine eigene, erstmals ganz auf englisch verfasste Kurzgeschichte erdacht. Die merklich düsterere visuelle Komponente in Form des Artworks kommt somit nicht von ungefähr: Um dem Hörer einen Eindruck von dem Grauen, das in den Tiefen des Alls auf ihn lauert, zu vermitteln, haben die Italiener ihr Songwriting stilistisch komprimiert und zugleich verdunkelt.

Hinfort sind die unpassenden Ethno-Elemente, die auf dem Vorgängeralbum störend dazwischengefunkt haben, und durch die deutlich fokussierteren Arrangements haben PROGENIE TERRESTRE PURA das Risiko aufkommender Langeweile signifikant reduziert. Diesmal setzen die Industrial-Black-Metaller ganz auf räudiges Screaming, modern-brachiale Tremolo-Riffs und harsche, bisweilen stampfende Electro-Beats („The Greatest Loss“). Doch selbst die ungewöhnlicheren Einschübe wie etwa der hintergründige opernhafte Gesang („Toward A Distant Moon“) oder die Ambient-artigen, synthetischen Klangeffekte („Twisted Silhouette“) fügen sich hier wesentlich stimmiger in die Songstrukturen ein.

Auch produktionstechnisch haben PROGENIE TERRESTRE PURE nicht zu unterschätzende Fortschritte gemacht: Der rostige Maschinensound von „oltreLuna“ wurde im Fall von „starCross“ ein wenig aufpoliert, was für den Electro-Metal des Dreigespanns eine eindeutige Verbesserung bedeutet. Das klangtechnische Optimum hat man hier zwar noch nicht erreicht, wohl aber zumindest ein akzeptables Ergebnis.

Ihren Kollegen in Khonsu & Co können PROGENIE TERRESTRE PURA zwar nach wie vor nicht ganz das Wasser reichen, dennoch ist die Entwicklung, die die Italiener in nur einem Jahr durchlaufen haben, beachtlich. Sowohl hinsichtlich Songwriting als auch in der technischen Umsetzung zeigt sich auf „starCross“ ganz ohne Zweifel, dass das Trio den Willen hat, über sich selbst hinauszuwachsen. Wer die Band aufgrund ihrer bisherigen Veröffentlichungen bereits abgeschrieben hat, bekommt hier eine gute Gelegenheit, sich nochmal von Neuem an PROGENIE TERRESTRE PURA heranzutasten. Noch haben die Sci-Fi-Metaller als Musiker einen weiten Weg zu gehen, doch mit dieser EP haben sie auf jeden Fall schon die richtigen Schritte gesetzt.

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