Review Redemption – The Origins of Ruin

Das noch junge Musikjahr 2007 hatte schon einige progressive Highlights zu bieten, doch was die Amerikaner von REDEMPTION auf ihrem dritten Album an klassischem Progressive Metal auffahren, habe ich dieses Jahr noch nicht gehört. Aber alles der Reihe nach. Die 2001 in Los Angeles gegründete Band, deren berühmtestes Mitglied der Fates Warning-Sänger Ray Alder ist, konnte 2005 schon mit ihrem Zweitschlag „The Fullness of Time“, Unruhe in der Szene stiften, aus dem Schatten ihrer großer Vorbilder konnten sie aber bis heute nicht treten. Doch dies könnte sich mit „The Origins of Ruin“ ändern.

Das Album startet schnell, die Riffs sind hart, das Schlagzeug drischt mit des öfteren auftretenden Double Bass Attacken auf den Hörer ein. Gitarrist, Keyboarder und alleiniger Songwriter Nicolas van Dyk beweist gleich von Beginn an, dass er es wie kaum ein zweiter versteht, Emotionen in harten Sound zu verpacken und dabei die Stimme von Ray Alder in Szene zu setzen. Kein Wunder also, dass der Fates Warning-Sänger vor „The Fullness of Time“ als Vollzeitsänger in die Band eingestiegen ist. „The Suffocating Silence“ bietet wunderbar, komplizierte Abschnitte, genauso wie eingängige Hooklines und atemberaubende Breaks. Aufgrund dieser höheren Komplexität, ist dem geneigten Hörer angeraten, dem Album einige Durchläufe zu gönnen. Ein Song, der dies bei mir nicht bedurfte, sondern beim ersten Durchlauf gezündet hat, ist das nachfolgende „Bleed Me Dry“. Ich war sofort gefangen von der Power, die die Band hier versprüht. Der Refrain strahlt pure, unverfälschte und kitschfreie Emotion aus, wie man es sich als Fan dieser Musikrichtung nicht besser erwarten könnte. Auch der nächste Track „The Death Of Faith And Reason” startet wieder schnell und sehr hart. Von der Gesangslinie eines Ray Alders bekomme ich eine Gänsehaut, während ich gleichzeitig voll mit dem Sound mitgehe und nicht mehr anders kann, als meinen Kopf zu diesem genialen Schlagzeugspiel von Chris Quirartes zu schütteln. Adrenalin pur! Eigentlich hätte wir jetzt mal eine Verschnaufpause verdient, doch die gewährt uns die Band nicht. „Memory“ beginnt mit einem wunderbaren Pianointro, das von einem zurückhaltend gespielten Schlagzeug begleitet wird. Nach fast zwei Minuten setzen schließlich die Gitarren ein. Was ich in diesem Zusammenhang auch herausheben möchte, ist die glasklare Produktion, die uns sogar den Bass so fett präsentiert, dass es Tieftönerfetischisten ein teuflisches Grinsen ins Gesicht treiben wird. Ich habe ja schon einige Male die erstaunlichen Fähigkeiten von van Dyk als Songwriter erwähnt, aber für das, was er hier, auch in lyrischer Hinsicht, abliefert, fehlt es mir einfach an Worten. Wenn Ray Alder immer wieder zu der Zeile „I still remember“ anhebt, kommt es schon mal vor, dass ich eine Träne zerdrücken muss.

Nach diesem Bad in seiner eigenen Gefühlswelt genehmigen uns die Amerikaner die erste (und letzte) Verschnaufpause auf dem Album. Der Titeltrack „The Origins Of Ruin“ stellt den ruhigsten Part auf der Platte dar und ist eine sehr kurz gehaltene Ballade, die aber abermals frohe Gemüter in die Depression treiben könnte.Mit dem schnellen und eingängigen „Man of Glass“ startet das Album in die zweite Hälfte. Der Song ist wieder gespickt mit Breaks und Schlagzeuger Quirarte hat im wahrsten Sinne des Wortes alle Hände voll zu tun. „Blind My Eyes“ beginnt langsam und entwickelt sich im Laufe des Songs abermals zu einer wahren Achterbahn der Gefühle voller Kraft und Schönheit. Die abschließenden zwei Tracks stehen dem bis jetzt gebotenen in nichts nach: Zwar schraubt man bei „Used To Be“ die Geschwindigkeit kurz etwas zurück, bevor das Album mit einem weiteren Zehnminüter abgeschlossen wird. Die Breaks beim abschließenden „Fall On You“ müssen direkt aus dem Proghimmel stammen und die immer wieder kurz eingestreuten Soli, sowie das atmosphärische Keyboardspiel sind technisch so hochwertig, dass man fast nicht glauben kann, dass diese Jungs nicht schon viel bekannter sind. Gegen Ende wird der Song wieder sehr emotional und verleiht dem Album damit ein würdiges Ende.

Nach einer Stunde „The Origins of Ruin“ ist man geplättet von all der Power und Emotion, die die Amerikaner von REDEMPTION hier auftischen. Sie vereinen Kraft, Emotion, Komplexität und Eingängigkeit, als hätten sie ihre Seele an den Teufel verkauft oder um meinen Kollegen Sebastian zu zitieren: „REDEMPTION grooven, rocken, frickeln und hooklinen bis zum Himmel.“. Eines kann ich jetzt schon sagen: „The Origins of Ruin“ wird in diesem Jahr, in dem noch viele etablierte Progressive Bands ihr neues Album veröffentlichen werden, nicht untergehen, im Gegenteil, alle anderen müssen erstmal beweisen, dass sie es mit dieser schieren Kraft aufnehmen können.

Wertung: 9.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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