Review Reece – Universal Language

  • Label: Metal Heaven
  • Veröffentlicht: 2009
  • Spielart: Hard Rock

Als sich Accept Ende der 80er zusehends kommerzialisierten und in Richtung Charts schielten, warf Udo Dirkschneider, der wohl immer am Ehesten die Heavy-Seite der Band hochgehalten hatte, das Handtuch. Seinen Platz nahm der unbekannte David Reece ein. Im Grunde hatte er kaum eine Chance, sein Talent zum Ausdruck zu bringen, da das 89er-Werk „Eat The Heat“ wahrscheinlich Accepts schlechtestes war. Ein Jahr später war das Gastspiel für Reece wieder beendet.
Zwischenzeitlich versuchte er sich bei Truppen wie Bangalore Choir, Stream oder Sircle Of Silence. Alles ohne große Erfolge. In den Blickpunkt der Hard & Heavy-Gemeinde trat er erst wieder mit der schwedischen Hardrock-Band Gypsy Rose und derem 08er-Album „Another World“.
Doch David Reece zieht es – wie so viele Künstler in letzter Zeit – auch auf Solo-Pfade. Er scharrte den früheren U.D.O.- und Sinner-Gitarristen Andy Susemihl, den ehemaligen Holy-Moses-Basser Jochen Fünders und Schlagzeuger Stefan Schwarzmann (ex-Helloween, ex-Krokus, ex-Running Wild und viele weitere ex) um sich und hier ist es nun, das erste Soloalbum von REECE – „Universal Language“.

Wer angesichts dieser Besetzung nun ein Metal-Album erwartet. wird enttäuscht. REECE schwören auf Hardrock, und davon zumeist auf die melodische Variante. Wird der Opener „Before I Die“ zumindest noch auf einem kräftigen Groove und knackigen Riffs aufgebaut und nur beim Refrain melodisch, begegnen uns im weiteren Verlauf doch viele Songs, die sich im Melodic Hardrock, dem AOR und sogar Blues Rock heimisch fühlen.
Bereits Track Nummer zwei ist ist solch eine Blues-Rock-Nummer, die ihre Vergleiche bei Whitesnake oder noch eher bei Glenn Hughes sucht. Der Höhepunkt ist aber etwas energetischer und wird von Reece mit seinem melodischen Timbre auch gut ausgereizt. „Fantasy Man“ vereint die emotionale Seite des Blues Rock mit der harmonischen Eingängigkeit des Melodic Hardrock. Auch „The River“ gehört in die Sparte des bluesigen Hardrock und besticht vor allen Dingen durch die emotionale Ausdruckskraft von David Reece kraftvollem Organ.
Zu den flotteren, kraftvolleren Tracks gehören „Flying Close To The Flame“, „We Were Alive“ oder „Yellow“. Das sind auch die Tipps für die Freunde des knackigeren Hardrocks. Hier darf auch mal Susemihl seinem Gitarrenspiel ein bisschen freien Lauf lassen und Fünder und Schwarzmann sorgen für ordentlich Drive. Die Stücke sind nicht unbedingt heavy, enthalten aber viel Intensität und Energie.
Gefühle, melodische Aspekte und harmonische Leads werden bei „I’ll Remember You“, „Rescue Me“ und „Flesh And Blood“ groß geschrieben. Dabei achten REECE aber darauf, dass die Kompositionen niemals in Kitsch und Schmalz versinken. Bevor dies geschieht, gibt’s dann einfach mal ein paar druckvolle Riff, ein kurzes Soli oder einen kräftigen Basslauf. Es ist manchmal eine Gratwanderung am US-Mainstream, ohne aber vollends in diesen abzustürzen. Die Ballade „Once In A Lifetime“ ist davon natürlich ausgenommen. Sie ist wirklich nur für die gefühlvollen Momente und beweist sicherlich auch airplay-Tauglichkeit.Ich kritisiere „Universal Language“ aber keineswegs. Ganz im Gegenteil! Was REECE hier abliefern, ist das beste Melodic Hardrock-Album, das mir in den letzten Monaten untergekommen ist. Denn neben dem Singen beherrscht David Reece noch etwas: abwechslungsreiches, gut durchdachtes und inspiriertes Songwriting. Es gibt keinen Song, der nicht eine tolle Melodie hätte und bis ins letzte Detail ausgearbeitet wäre. Es ist halt kein Stoff für Metal-Fans. Es ist ein Album für die Leute, die eine gut ausgewogene Mischung aus Emotionalität, Harmonie, Melodie und Dynamik bevorzugen.

Bleibt mir letztlich nur noch eine deutliche Kaufempfehlung für „Universal Language“ auszusprechen. Das Album sollte in keiner Sammlung eines Melodic Hardrock-Fans fehlen.

Wertung: 8.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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